Beznau und der vergessene zweitgrösste Atomunfall der Sowjetunion

Bis heute wirkt nach, dass die Sowjetunion mit Erfolg den Atomunfall in Majak und die Verstrahlung über 40 Jahre verheimlichen konnten.
Die Anlagen in Majak waren zu wichtig, hier wurden die erste und noch viele weitere Atombomben und Atomraketen der Sowjetunion entwickelt.
Es war politisch unmöglich, zu Zeiten der grössten Erfolge der Raumfahrt mit der Sputnik, wo die Sowjetunion die USA überflügelten, einen grossen Atomunfall zuzugeben.

 
Die heute noch extrem hohe Verstrahlung der Gegend hat drei Ursachen:
Erstens wurden die radioaktiven Abfälle einfach in der Umgebung und in die Flüsse abgelagert.
Zweitens machen das die Brennstabfabriken bis zum heutigen Tag so.
Drittens gab es 1957 nach dem Versagen der Kühlung hochradioaktiver Abfälle eine richtige Explosion.
500’000 Einwohner der Gegend wurde über den Grenzwerten verstrahlt, 23 Dörfer wurden evakuiert, den Einwohnern wurde nie gesagt, warum.

Hier starben schon zwei Jahrzehnte vor Tschernobyl unzählige Menschen zu früh an Krebs, die als Liquidatoren beim Aufräumen nach dem GAU eingesetzt wurden.
Hier starben in einigen Familien und Verwandschaften alle zu früh an Krebs.
Babys mit Deformationen wurden schnell entsorgt, einem Baby mit sechs Fingern wurde einfach schnell der überzählige Finger abgeschnitten.

In der Heimlichkeit eines militärischen Sperrgebietes, in dieser Atomstadt Majak, die offiziell gar nicht existierte, war vieles möglich. In Majak arbeiteten die meisten Einwohner in den Atomfabriken, die Stadt war aussergewöhnlich reich und gut ausgestattet. Es war eine Ehre, hier zu arbeiten.
Alle unangenehmen Sachen wurden einfach verheimlicht.

Die Axpo, früher NOK, hat jahrelang aufbereitete Brennstäbe aus Majak bezogen, und hat damit dieses System mitfinanziert.
Die russische Lieferfirma TVEL hat 2005 mit stolz darauf hingewiesen, dass Lieferverträge bis 2016 für Gösgen, und bis 2020 für Beznau abgeschlossen worden seien.

2010, nachdem dieser Umstand von Greenpeace, von Nationalrat Geri Müller und von SRF bekanntgemacht worden ist, verwedelte die Axpo alle Vorwürfe. Kritisiert wurde 2010 auch, dass für jede Bratwurst eine Deklarationspflicht für die Herkunft des Fleisches bestand, aber für Brennstäbe gab es keine Deklarationspflicht. Ein paar Jahre später wurde in diesem Punkt das Recht angepasst.

2011 wurde nachgewiesen, dass diese Brennstabfabriken in Majak immer noch den nahen Fluss mit stark radioaktiven Abfällen belastete. Indirekt finanzierten die Brennstäbe von Gösgen und Beznau immer noch diesen laufenden Umweltskandal.

Die Axpo verwedelte weiterhin alle Vorwürfe, und wollte das zuerst genauer abklären lassen. Russland liess dann aber weder eine Delegation des Regierungsrates des Kantons Zürich einreisen, noch eine Delegation der Axpo.
Erst 2014 krebste die Axpo zurück, und kündigte die Lieferverträge mit Majak. In Beznau wurden Majak Brennstäbe bis 2018 verwendet.
Die Axpo bezog aber weiterhin Brennstäbe aus anderen russischen Atomanlagen.

Der ewige Weiterbetrieb der Atomreaktoren von Beznau 1 und 2 ist eben nicht nur für uns in der weiteren Umgebung ein unerträgliches Sicherheitsrisiko, sondern auch für Menschen in der Umgebung der russischen Atomfabriken.
https://www.bbc.co.uk/…/the-huge-nuclear-disaster…

Wie in der Schweiz: AKWs in Grossbritannien fallen im Winter aus!

Die Atomkraftwerke in Grossbritannien haben dieselbe Eigenart, wie die Schweizer AKWs:
Wenn man sie am meisten bräuchte, fallen sie aus!
Beznau 1 ist in den letzten sechs Wintern viermal im Dezember oder im ganzen Winter ausgefallen.
Leibstadt ist in derselben Zeit zweimal im Winter länger ausgefallen.
In Grossbritannien sind aktuell vier Reaktoren nicht am Netz:
Hinkley Point B, Reaktoren 3 und 4
Dungeness, Reaktoren 21 und 22
Weil es kälter als üblich ist, führt der Ausfall der vier Reaktoren zu einer Stromknappheit.
Der Preis am dem britischen Strommarkt beträgt heute Donnerstag zwischen 24 Rp/kWh bis 1.82 Franken/kWh in der Abendspitze. Morgen Freitag sieht es nicht viel besser aus.

 

In der Schweiz kann der ungeplante Ausfall unserer Lotter-AKWs besser abgefangen werden, weil allein die Schweizer Wasserkraft jederzeit 100% des Bedarfs abdecken kann, an jedem Tag des Jahres.
Zudem sind wir gut ins europäische Stromnetz eingebunden, was Grossbritannien nur in einem kleinen Ausmass ist.
Rule Britannia!
Bald nur noch mit Taschenlampen.

Das Wendeblatt 28 ist da, mit den Unterlagen zur schriftlichen MV

Im Wendeblatt 28 geht es um unser 50 Jahre Jubiläum, um die Erfolge unserer Mitglieder bei den Wahlen in Baselstadt und im Aargau, und um die Unterstützung der geplanten Windenergieanlagen in Muttenz.

Wendeblatt 28 Dezember 2020

Mit dem Wendeblatt 28 haben wir auch die Unterlagen zur schriftlichen Mitgliederversammlung der NWA Schweiz verschickt, nachdem wir unsere geplante Jubiläums-Mitgliederversammlungen sowohl am 5. Mai, als auch am 23. Oktober wegen Corona absagen mussten. Bitte schickt eure ausgefüllte Stimmkarte bis am 20. Dezember 2020 an NWA Schweiz zurück. Merci!

Protokoll Mitgliederversammlung vom 13-6-2019

Jahresrechnung 2019 mit Revisionsbericht

NWA Budget 2020

Das Abkommen für das Verbot von Atomwaffen tritt in Kraft

Am 22. Januar 2021 tritt das Abkommen für das Verbot von Atomwaffen in Kraft, nachdem Honduras als fünfzigster Staat das Abkommen unterzeichnet hat.
Aber das Abkommen gilt nur für die Staaten, die es unterzeichnet haben. Also nicht für die Atomstaaten USA, Russland, Grossbritannien, Frankreich, China, Nordkorea, Israel, Indien und Pakistan.
Bemerkenswert ist, wie intensiv und hartnäckig sich die Schweizer Diplomatie für dieses Abkommen eingesetzt hat.
Bemerkenswert ist auch, wie intensiv und hartnäckig sich die USA gegen dieses Abkommen eingesetzt hat.
Wie immer versuchte die USA mit Drohungen und Geldgeschenken arme, schwache Länder auf ihre Seite zu ziehen, um ja dieses Abkommen zu verhindern.
Sorry Mr. President, es tritt nun trotzdem in Kraft!
Mit der Tatsache, dass Atomwaffen nun eigentlich völkerrechtlich verboten sind, kann der Druck auf die heutigen Atomstaaten sicher erhöht werden.
Eine Reduktion der Atomwaffen ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Erstens wurden sie bereits von 70’000 Stück auf 17’000 Stück reduziert.
Zweitens sind sie für das eigene Land wahnsinnig gefährlich, wie zahlreiche Unfälle mit Atomwaffen zeigen.
Und drittens sind sie schweineteuer. Die USA plant für die Modernisierung ihrer Atomwaffen 1’000’000’000’000 Dollar auszugeben.
Gleich geht es Grossbritannien und Frankreich, die einen grossen Teil ihres Staatsbudgets für die Modernisierung ihrer Atomwaffen ausgeben.
Es ist anzunehmen, dass auch die Nordkoreaner mehr auf dem Teller hätten, wenn sie nicht das Atomprogramm ihres geliebten Führers bezahlen müssten.
Uns beschäftigt natürlich auch die Tatsache, dass seit Beginn des Atomzeitalters die militärische Atomindustrie und die zivile Atomindustrie eng miteinander verzahnt sind. Teilweise bedingen sie sich gegenseitig. Uns ist es ein Anliegen, dass beide Seiten derselben Medaille stillgelegt werden, die zivile und die militärische Seite der Atomindustrie.
Das erklärt auch den Umstand, warum weltweit immer wieder soviel Geld ausgegeben werden kann, um Kampagnen für alte und neue Atomkraftwerke zu führen. Die werden nicht mit den Defiziten aus dem Bau und Betrieb von Atomkraftwerken bezahlt, sondern zu einem Teil aus den Gewinnen von der militärischen Seite der Atomindustrie. Gerade die amerikanischen Kampagnen in Europa erhalten viel Geld aus sehr undurchsichtigen Quellen.
Auch die Schweiz war ein leicht beeinflussbares Land.
Dass wir soviele Atomkraftwerke und eine so teuere Atomforschung in der Schweiz haben, verdanken wir dem erfolgreichen Lobbying der USA.
Der Forschungsreaktor SAPHIR war 1955 ein Ausstellungsobjekt an der legendären Konferenz „atoms for peace“ in Genf.
Danach fanden die Amis, es lohne sich fast nicht, den Reaktor wieder in die USA zurück zu transportieren, und schenkten ihn der ETH Zürich.
Zuerst war geplant, ihn unter der ETH mitten in Zürich zu betreiben, dann aber entschied man sich doch für einen Umzug aufs Land, nach Würenlingen im Aargau. Dort schuf sich der Forschungsleiter ein eigenes Atomforschungsinstitut, das Paul Scherrer Institut, das bis heute viele Milliarden Franken vom Bund erhalten hat für ihre Atomforschung.
Und auch in der Gegenwart noch hunderte Millionen Franken für die Atomforschung erhält, was eine absolute Zumutung ist.
Vorstösse der Grünen im Nationalrat gegen diese Atomforschungsmillionen blieben aber erfolglos.
Da hilft es auch nicht, dass der Bundesrat nach Fukushima und nach dem beschlossenen Atomausstieg sagte, er fahre die Förderung der Atomforschung zurück. Die diesen Sommer gesprochenen 412 Millionen Franken für Atomforschung sind das Gegenteil dessen, was der Bundesrat versprochen hatte.
Zurück in die Sechzigerjahre: Allzu eigenständig sollten die Schweizer aus Sicht der USA auch nicht werden. Dass von einem Industriekonsortium, mit einer Starthilfe von 100 Millionen Franken vom Bundesrat, ein eigener Reaktor entwickelt werden sollte, kam nicht gut an.
Die Nordostschweizerischen Kraftwerke NOK wollten das erste Schweizer Atomkraftwerk bauen. Sie hatten die Wahl zwischen dem Schweizer Reaktor, der noch in Entwicklung war, und einem Reaktor von Westinghouse NY.
Die Entwicklung des Schweizer Reaktors in Lucens ging voran, umso dringlicher wurde das Anpreisen des amerikanischen Reaktors.
Die Killerargumente waren: Der Reaktor existiert bereits und ist im Einsatz. Und er konnte sehr günstig gekauft werden, wenn man dann jahrzehntelang die Brennstäbe aus den USA kauft. (Das ist wie das Prinzip der billigen Tintenstrahldrucker, wo dann die Patronen ein Vermögen kosten). Die NOK entschied sich für den Westinghousereaktor.
Die Entwicklung des Schweizer Reaktors in Lucens kam damit unter Zeitdruck. Einige Partner waren nach dem Ausscheiden der NOK abgesprungen, ein Erfolg musste sofort her.
Entsprechend wurde der Reaktor in Lucens aus dem Winterschlaf gerissen, und wurde übereilt, ohne die notwendigen Ueberprüfungen in Betrieb genommen, und dann gleich auf Volllast hochgepusht. Beides klare Fehler, vor denen einige anwesende Ingenieure gewarnt hatten, die aber vom Betriebsleiter ignoriert wurden. Ein Erfolg musste her! Sofort!
Der Rest ist Geschichte, Lucens wurde der erste zivile atomare GAU in Europa.
Fazit:
Auch die Schweiz wurde von den Amis mit einem Gratis-Forschungsreaktor und einem extrem billigen Beznaureaktor angefixt, und brachten sich so in eine Jahrzehnte dauernde Abhängigkeit von den USA.
Der neue „Schweizer Reaktor“ wurde von den Amis erfolgreich verhindert. Die Schweiz blieb ein Importeur amerikanischer Technik.
Seit je her schickt die Schweiz alles Plutonium, das in den Reaktoren produziert wurde, auch in den Forschungsreaktoren, in die USA. Und so schliesst sich der Kreis zwischen der zivilen und der militärischen Nutzung der Atomkraft. Plutonium war schon in der Bombe auf Nagasaki das spaltbare Material.
Es ist höchste Zeit, unsere Atomwaffen fördernden Atomkraftwerke stillzulegen!