Deutsches Bundesministerium sorgt sich über uralte Schweizer Atomkraftwerke

In seinem Positionspapier zur Vollendung des Atomausstiegs, der Ende 2022 in Deutschland Tatsache sein wird, sorgt sich das Ministerium über uralte Atomkraftwerke in Nachbarländern.
„Die Risiken der Atomkraft machen nicht an Landesgrenzen halt. Deshalb ist die weitere Nutzung der Atomenergie im Ausland nicht im deutschen Interesse, schon gar nicht staatlich geförderte Neubauten in der EU.
Insbesondere in den grenznahen Regionen sind viele Menschen über den Betrieb alter Atomkraftwerke in Nachbarländern besorgt. Gleichzeitig sollen für diese Reaktoren in vielen Fällen die Laufzeiten teils erheblich über die ursprünglich genehmigten Betriebsdauern hinaus verlängert werden. Das Bundesumweltministerium teilt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger und setzt sich dafür ein, dass ihre Interessen gewahrt werden.“
Gemeint ist natürlich vorallem das älteste AKW der Welt, das noch in Betrieb ist, das für eine Betriebsdauer von 30 Jahren gebaut wurde, und nun nach 52 Betriebsjahren immer noch vor sich hinbröselt:
Beznau 1.
Konkreter wird es hier:
„Sorge bereitet uns vor allem die zunehmende Überalterung vieler Reaktoren, weit über eine Auslegungsbetriebsdauer von zumeist 40 Jahren. (…)
Gegen AKW-Alterung lässt sich nur punktuell etwas machen, nicht umfassend.
Es gibt technische und wirtschaftliche Grenzen der Nachrüstbarkeit – so lässt sich etwa ein versprödeter Reaktordruckbehälter nicht austauschen. Die Bundesregierung lehnt deshalb Laufzeitverlängerungen von AKW ab. Das Bundesumweltministerium setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass bei Laufzeitverlängerungen Transparenz hergestellt und Beteiligungsmöglichkeiten der angrenzenden Staaten und deren Bevölkerung gewahrt werden; es sollte zumindest eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt werden.“
Hm, wer hat noch gleich einen grenzwertig versprödeten Reaktordruckbehälter?
Beznau 1!
Natürlich ist die Schweizer Atomlobby nun am überbeissen, wenn ein Nachbarland auf die Gefahren durch unsere Uralt-Reaktoren aufmerksam macht.
Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für ein AKW wurde in der Schweiz noch nie gemacht. Wer weiss, was da für ein Resultat herauskäme? Am Ende müssten Beznau 1 und 2 stillgelegt werden?
Lieber nicht prüfen und alles ungeprüft durchwinken, wie es das ENSI seit Jahren praktiziert.
Wir auf der anderen Seite sind sehr froh über die Stellungnahme des Bundesumweltministeriums. Wenn wir in der Schweiz bloss auch ein Umweltamt hätten, das die AKW überprüfen kann?
Spoileralarm: Unser Umweltamt darf das gar nicht.
Nur das atomfreundliche ENSI ist zuständig, und sonst niemand.
Der Denkmalschutz für unsere Uralt-AKWs ist dadurch gesetzlich festgeschrieben und politisch so gewollt. Alle Versuche, Atomkraftwerke dem Umweltrecht zu unterstellen, so wie alle anderen Bauten und Anlagen in der Schweiz, sind gescheitert. Sonst wäre diese Umweltverträglichkeitsprüfung schon lange durchgeführt, und zumindest Beznau 1 und 2 wären seit Jahren im verdienten Ruhestand.
Nur neue Schweizer AKWs würden in einem Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren untersucht. Zum Glück sind neue AKWs sind in der Schweiz gesetzlich verboten.
Aber die noch gefährlicheren uralten AKWs dürfen ewig weiterrattern, dem ENSI sei Dank.
(PS)