Stilllegung von Beznau kommt zu spät, schafft aber Planungssicherheit

Die heute kommunizierte Stilllegung der beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Beznau kommt in den Augen von NWA Schweiz zu spät. Beznau ist schon länger ein Hochrisiko, zahlreiche Probleme (z.B. Korrosion des Reaktordruckbehälters) sollten gemäss der Maxime „Weiterbetrieb nur solange sicher“ zur sofortigen Stilllegung des ältesten Atomkraftwerks der Welt führen.

350 Millionen für die erneuerbaren Energien

Der heutige Entscheid darf nicht dazu führen, die Sicherheit der Anlage zu vernachlässigen. Insbesondere ist das Ensi verpflichtet, gegenüber der Betreiberin weiterhin auf die Erfüllung aller erforderlichen Nachrüstungen zu pochen. Die für die Aufrüstung nötigen 350 Millionen Franken sind Geld, das direkt in den Ausbau erneuerbarer Energien fliessen sollte.

Planungssicherheit

Begrüssenswert ist der Entscheid, weil er Planungssicherheit schafft.  Dank den vergangenen Entscheiden in die richtige Richtung (Stromgesetz), werden die nötigen Kapazitäten zur Verfügung stehen. Es gilt nun aber, die Energiewende weiterhin konsequent voranzutreiben.

Sofort abstellen

Gemäss der Antwort des Bundesrates zur Motion von Florence Brenzikofer rechnet die Nagra für das Tiefenlager mit 60 Jahren Betriebszeit. Dies passt nicht zu den nun geplanten Laufzeiten von 64 Jahren. Wir brauchen aufgrund der Sicherheit der Bevölkerung, der Kosten, der Planungssicherheit für die Energiewende und aller beteiligten Akteure eine sofortige Abschaltung des Atomkraftwerkes Beznau I und II.

Wir fordern zudem, dass auch für die beiden verbleibenden Atomkraftwerke Gösgen und Leibstadt eine Ausstiegsplanung erarbeitet wird. Dies schafft für die Stromerzeuger Investitionssicherheit.

Nicht ohne die Stimmbevölkerung

Der Bundesrat will für die Atominitiative einen indirekten Gegenvorschlag erarbeiten. Somit schmuggelt er den Entscheid für die Aufhebung des Neubauverbots von Atomkraftwerken in der Schweiz am Volk vorbei – einen Entscheid, den das Stimmvolk 2017 beschlossen. NWA lehnt dieses Vorgehen entschieden ab.

Ausserdem ist die Rückkehr zum Atomstrom aus verschiedenen Gründen nicht zu unterstützen:

  • Eine Finanzierung von neuen Atomkraftwerken steht nirgends zur Diskussion: weder Banken, Investoren noch die Stromversorger wollen Atomkraftwerke finanzieren. NWA fordert, dass kein Geld aus der Förderung für erneuerbare Energien und auch keine Steuergelder an AKW-Projekte fliessen dürfen.
  • Die Bevölkerung hat mit der Annahme des neuen Stromgesetzes beschlossen, auf erneuerbare Energien zu setzen. Die Debatte um neue Atomkraftwerke lähmt den entschlossenen Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen.
  • Entgegen der Ansicht des Bundesrates ist Atomkraft weder erneuerbar noch klimafreundlich. Uran ist endlich und stammt mehrheitlich aus Russland, was in der gegenwärtigen Konfliktsituation schon problematisch per se ist. Der Uranabbau wird je länger je schwieriger – auch mit unwürdigen Arbeitsbedingungen in den Abbau-Werken. Eine Technologie, für die es keine Abfalllösung gibt, tonnenweise radioaktiven Müll produziert und im Falle des Unfalls ganze Landstriche verseucht, ist nicht nachhaltig.
  • Für das Netto-Null-Ziel des Bundes kommen neue Atomkraftwerke viel zu spät. Ausserdem beweisen verschiedene Szenarien des Bundes und anderen Organisationen, dass eine Stromversorgung ohne Atomstrom machbar ist.

Mit dem konsequenten Ausbau der Solarenergie, den das Stromgesetz in einem noch nie dagewesenen Ausmass ermöglicht, werden Atomkraftwerke obsolet. Wird das Parlament den indirekten Gegenvorschlag unterstützen, stehen wir für ein Referendum bereit.

Das ist ein Ja zum Atomausstieg

NWA Schweiz freut sich über das deutliche Ja zum Stromgesetz. Nach verschiedenen gewonnenen Abstimmungen (Energiegesetz, Klimaschutzgesetz) ist jetzt mit der Abstimmung von heute klar: Die Stimmbevölkerung will Öl, Gas und Atomstrom so rasch wie möglich durch sauberen und einheimischen Strom ersetzen. Mit dem Stromgesetz ist dies nun realistisch.

Mit dem konsequenten Ausbau der Solarenergie, den das Gesetz eine einem noch nie dagewesenen Ausmass ermöglicht, werden Atomkraftwerke obsolet. Somit fordern wir als Konsequenz, dass Investitionen in die erneuerbare Energieproduktion fliessen und von nuklearen und fossilen Ausgaben abgesehen wird.

Was Du jetzt tun kannst:

> den Atom-Appell unterschreiben.

> die Solarinitiative unterschreiben.

Danke für die treue Unterstützung. Du bist noch nicht Mitglied? Dann aber schnell: Mitglied werden bei NWA Schweiz.

Stromgesetz: Ein überzeugtes Ja!

Das Stromgesetz will den Atomstrom bis 2035 durch erneuerbare Energien ersetzen, ebenso den Zusatzbedarf für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen. Das Gesetz verhilft dem Solarstrom in der Schweiz endlich zum Durchbruch.

Rudolf Rechsteiner

Das Stromgesetz steht von zwei Seiten unter Druck: Die Landschaftsästheten stören sich daran, dass in der Schweiz Windturbinen gebaut werden dürfen. Sie interessiert nur das Landschaftsbild, obschon die Klimaerhitzung dafür sorgt, dass nichts in den Landschaften so bleiben wird wie es bisher war.

Und natürlich die alte Atomlobby. Exponenten aus der SVP und der Verhinderer-Club «Freie Landschaft Schweiz» stören sich, dass billige Solarstromanlagen die AKW verdrängen werden. Es wird für die AKW-Betreiber schwierig, teuren Atomstrom zu verkaufen, wenn Solarstrom und Windenergie zu viel tieferen Preisen ins Netz fliessen.

Neue Ausbauziele, Stromgemeinschaften, Speicher
Das Stromgesetz beendet endlich die zehnjährige Blockade der erneuerbaren Energien. Der Solarstromanteil soll von heute 6 TWh (10%) bis 2050 auf 45 TWh (50% des erwarteten Verbrauchs) steigen, darin eingeschlossen auch Kraftwerke mit Biomasse und Windenergie. Schweizer Solardächer könnten eigentlich für sich allein den Landesverbrauch decken. Aber es genügt eben nicht, «theoretisch» von Februar bis November genug Strom zu haben.

Für die Versorgungssicherheit braucht es auch einige alpine PV-Anlagen, etwas Windenergie (mit viel Strom im Winterhalbjahr) und vor allem: mehr Speicher. Dazu dient nicht nur der mit den Umweltverbänden abgesprochene Ausbau von 16 Wasserkraftwerken (zumeist Aufstockungen von bestehenden Stauseen), sondern auch Batterien, Wärmespeicher und Biomethan aus Wasserstoff.

Speicher werden von doppelten Netzgebühren befreit (endlich!). Vorgesehen ist auch eine Vielzahl «lokaler Energiegemeinschaften» (LEG), die mit dezentraler Eigenproduktion und dezentralen Speichern die Netze entlasten und die Versorgungssicherheit erhöhen.

Photovoltaik sichert Restwasser
Der Durchmarsch der Photovoltaik ist bereits in vollem Gang. Jede Woche gehen in der Schweiz über 1000 neue Anlagen ans Netz. Produktionsseitig wird so pro Jahr «ein halbes AKW Mühleberg» durch Solarstrom ersetzt. Dazu kommen neue Energiesparprogramme der Netzbetreiber. Mit besseren Motoren und Heizungen liesse sich fast die Hälfte des heutigen Endverbrauchs einsparen. Das Gesetz ist ein Kompromiss. Aber die Belastung der Landschaft hält sich in Grenzen. Auch WWF und Pro Natura sagen Ja. Und laut Bundesrat Rösti sollen alle Gemeinden selber entscheiden, ob sie einen neuen Windpark wollen oder nicht. Die demokratischen Rechte bleiben intakt.

Mit dem neuen Gesetz werden die alten Atomkraftwerke bis 2035 überflüssig. Man kann sie abschalten und dann verschwindet – endlich! – das Grossrisiko eines folgenschweren Atomunfalls, von den radioaktiven Abfällen ganz zu schweigen. Aber die Photovoltaik wird es auch erlauben, die geltenden Restwasser-Bestimmungen endlich einzuhalten und Gewässer zu renaturieren. Auch kleine Wasserkraftwerke werden kaum mehr gebaut werden. Sie sind schlicht zu teuer und weisen ein schlechtes Sommer/Winter-Profil auf. Mehr Solardächer ermöglichen so eine Entlastung der Landschaft und bessere Lebensräume für Fische und Krebse.

Das ist gut so. Darum ein kräftiges Ja zum Stromgesetz.