Eisschmelze in Grönland ist extrem und unumkehrbar

Im Vergleich zu den letzten 12’000 Jahren, also unserer Warmzeit nach der letzten Eiszeit, gab es nie eine so extreme Eisschmelze in Grönland wie jetzt.
Die Grafik dazu sagt mehr als tausend Worte.
Eine andere Studie hat diesen Sommer bereits gefolgert, dass das Abschmelzen des gesamten Eisschildes von Grönland wohl nicht mehr zu verhindern ist, was einen Meeresspiegelanstieg um rund 7 Meter zur Folge hat.
Wenn wir heute den CO2 Ausstoss stoppen, würden wir in 60-100 Jahren eine merkliche Erholung des Klimas sehen.
Das heisst: Egal was wir machen, die Klimaerhitzung geht weiter, solange wir leben.
Das ist die Seite der Wissenschaft.
Die Seite der Realpolitik zeigt, dass wir zuerst das neu vom Parlament verabschiedete CO2-Gesetz durch die Abstimmung bringen müssen, bevor wir weitere Schritte unternehmen können.
Es ist das beste CO2-Gesetz, das wir je hatten, und es wird wirken.
Selbstverständlich werden wir später weitergehen müssen, sobald eine Mehrheit den Sinn weitergehender Massnahmen erkennt. Das ist das Wesen der Demokratie. Ein revolutionärer Stopp aller CO2-Emissionen findet heute in der Schweiz keine Mehrheit.
Politik ist die Kunst des Möglichen.
Das neue CO2-Gesetz abzulehnen, weil es nicht genug weit geht, wäre ein Schuss ins eigene Knie, denn dann würde einfach noch viele Jahre lang das heutige, viel schwächere CO2-Gesetz gelten.
Nach einer Ablehnung blieben weitergehende Schritte jahrelang blockiert, eben weil das CO2-Gesetz abgelehnt worden wäre. „Das Volk will das nicht“, würde die SVP betonen.
Darum ist es extrem schädlich, wenn Teile der Westschweizer Klimajugend zusammen mit der Jungen SVP das Referendum gegen das neue CO2-Gesetz unterstützen. Eine Ablehnung des neuen CO2-Gesetzes würde alles zerstören, was wir in den letzten Jahren erreicht haben, und würde dringend nötige künftige Massnahmen auf Jahre hinaus verhindern.
Studie
https://www.forbes.com/sites/davidbressan/2020/10/01/greenland-on-track-to-shed-ice-faster-than-in-any-century-over-the-past-12000-years/?sh=6fc2844b7f3b
Referendum gegen das CO2-Gesetz
https://www.srf.ch/news/schweiz/referendum-gegen-co2-gesetz-unverantwortlich-parteien-kritisieren-klimaaktivisten
Junge SVP unterstützt Klimajugend beim Referendum gegen das CO2-Gesetz
https://jsvp.ch/medienmitteilungen/junge-svp-unterstuetzt-klimajugend-beim-referendum-gegen-das-co2-gesetz/
Peter Stutz
Geschäftsführer NWA Schweiz

Das Abkommen für das Verbot von Atomwaffen tritt in Kraft

Am 22. Januar 2021 tritt das Abkommen für das Verbot von Atomwaffen in Kraft, nachdem Honduras als fünfzigster Staat das Abkommen unterzeichnet hat.
Aber das Abkommen gilt nur für die Staaten, die es unterzeichnet haben. Also nicht für die Atomstaaten USA, Russland, Grossbritannien, Frankreich, China, Nordkorea, Israel, Indien und Pakistan.
Bemerkenswert ist, wie intensiv und hartnäckig sich die Schweizer Diplomatie für dieses Abkommen eingesetzt hat.
Bemerkenswert ist auch, wie intensiv und hartnäckig sich die USA gegen dieses Abkommen eingesetzt hat.
Wie immer versuchte die USA mit Drohungen und Geldgeschenken arme, schwache Länder auf ihre Seite zu ziehen, um ja dieses Abkommen zu verhindern.
Sorry Mr. President, es tritt nun trotzdem in Kraft!
Mit der Tatsache, dass Atomwaffen nun eigentlich völkerrechtlich verboten sind, kann der Druck auf die heutigen Atomstaaten sicher erhöht werden.
Eine Reduktion der Atomwaffen ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Erstens wurden sie bereits von 70’000 Stück auf 17’000 Stück reduziert.
Zweitens sind sie für das eigene Land wahnsinnig gefährlich, wie zahlreiche Unfälle mit Atomwaffen zeigen.
Und drittens sind sie schweineteuer. Die USA plant für die Modernisierung ihrer Atomwaffen 1’000’000’000’000 Dollar auszugeben.
Gleich geht es Grossbritannien und Frankreich, die einen grossen Teil ihres Staatsbudgets für die Modernisierung ihrer Atomwaffen ausgeben.
Es ist anzunehmen, dass auch die Nordkoreaner mehr auf dem Teller hätten, wenn sie nicht das Atomprogramm ihres geliebten Führers bezahlen müssten.
Uns beschäftigt natürlich auch die Tatsache, dass seit Beginn des Atomzeitalters die militärische Atomindustrie und die zivile Atomindustrie eng miteinander verzahnt sind. Teilweise bedingen sie sich gegenseitig. Uns ist es ein Anliegen, dass beide Seiten derselben Medaille stillgelegt werden, die zivile und die militärische Seite der Atomindustrie.
Das erklärt auch den Umstand, warum weltweit immer wieder soviel Geld ausgegeben werden kann, um Kampagnen für alte und neue Atomkraftwerke zu führen. Die werden nicht mit den Defiziten aus dem Bau und Betrieb von Atomkraftwerken bezahlt, sondern zu einem Teil aus den Gewinnen von der militärischen Seite der Atomindustrie. Gerade die amerikanischen Kampagnen in Europa erhalten viel Geld aus sehr undurchsichtigen Quellen.
Auch die Schweiz war ein leicht beeinflussbares Land.
Dass wir soviele Atomkraftwerke und eine so teuere Atomforschung in der Schweiz haben, verdanken wir dem erfolgreichen Lobbying der USA.
Der Forschungsreaktor SAPHIR war 1955 ein Ausstellungsobjekt an der legendären Konferenz „atoms for peace“ in Genf.
Danach fanden die Amis, es lohne sich fast nicht, den Reaktor wieder in die USA zurück zu transportieren, und schenkten ihn der ETH Zürich.
Zuerst war geplant, ihn unter der ETH mitten in Zürich zu betreiben, dann aber entschied man sich doch für einen Umzug aufs Land, nach Würenlingen im Aargau. Dort schuf sich der Forschungsleiter ein eigenes Atomforschungsinstitut, das Paul Scherrer Institut, das bis heute viele Milliarden Franken vom Bund erhalten hat für ihre Atomforschung.
Und auch in der Gegenwart noch hunderte Millionen Franken für die Atomforschung erhält, was eine absolute Zumutung ist.
Vorstösse der Grünen im Nationalrat gegen diese Atomforschungsmillionen blieben aber erfolglos.
Da hilft es auch nicht, dass der Bundesrat nach Fukushima und nach dem beschlossenen Atomausstieg sagte, er fahre die Förderung der Atomforschung zurück. Die diesen Sommer gesprochenen 412 Millionen Franken für Atomforschung sind das Gegenteil dessen, was der Bundesrat versprochen hatte.
Zurück in die Sechzigerjahre: Allzu eigenständig sollten die Schweizer aus Sicht der USA auch nicht werden. Dass von einem Industriekonsortium, mit einer Starthilfe von 100 Millionen Franken vom Bundesrat, ein eigener Reaktor entwickelt werden sollte, kam nicht gut an.
Die Nordostschweizerischen Kraftwerke NOK wollten das erste Schweizer Atomkraftwerk bauen. Sie hatten die Wahl zwischen dem Schweizer Reaktor, der noch in Entwicklung war, und einem Reaktor von Westinghouse NY.
Die Entwicklung des Schweizer Reaktors in Lucens ging voran, umso dringlicher wurde das Anpreisen des amerikanischen Reaktors.
Die Killerargumente waren: Der Reaktor existiert bereits und ist im Einsatz. Und er konnte sehr günstig gekauft werden, wenn man dann jahrzehntelang die Brennstäbe aus den USA kauft. (Das ist wie das Prinzip der billigen Tintenstrahldrucker, wo dann die Patronen ein Vermögen kosten). Die NOK entschied sich für den Westinghousereaktor.
Die Entwicklung des Schweizer Reaktors in Lucens kam damit unter Zeitdruck. Einige Partner waren nach dem Ausscheiden der NOK abgesprungen, ein Erfolg musste sofort her.
Entsprechend wurde der Reaktor in Lucens aus dem Winterschlaf gerissen, und wurde übereilt, ohne die notwendigen Ueberprüfungen in Betrieb genommen, und dann gleich auf Volllast hochgepusht. Beides klare Fehler, vor denen einige anwesende Ingenieure gewarnt hatten, die aber vom Betriebsleiter ignoriert wurden. Ein Erfolg musste her! Sofort!
Der Rest ist Geschichte, Lucens wurde der erste zivile atomare GAU in Europa.
Fazit:
Auch die Schweiz wurde von den Amis mit einem Gratis-Forschungsreaktor und einem extrem billigen Beznaureaktor angefixt, und brachten sich so in eine Jahrzehnte dauernde Abhängigkeit von den USA.
Der neue „Schweizer Reaktor“ wurde von den Amis erfolgreich verhindert. Die Schweiz blieb ein Importeur amerikanischer Technik.
Seit je her schickt die Schweiz alles Plutonium, das in den Reaktoren produziert wurde, auch in den Forschungsreaktoren, in die USA. Und so schliesst sich der Kreis zwischen der zivilen und der militärischen Nutzung der Atomkraft. Plutonium war schon in der Bombe auf Nagasaki das spaltbare Material.
Es ist höchste Zeit, unsere Atomwaffen fördernden Atomkraftwerke stillzulegen!

Die Zwischenziele der Energiestrategie 2050 werden übertroffen!

EFFIZIENZZIEL: 

Der Stromverbrauch sank 2019 um 0,8%, obwohl die Wirtschaftsleistung um 0,9%, die Bevölkerung um 0,7%, und die Heizgradtage um 6,1% zunahmen. Zudem haben wir 2019 netto 6,3 TWh Strom exportiert, mehr als zweimal das AKW Beznau.

Foto: Solaranlage auf der Staumauer Albigna, ewz. In Betrieb ab September 2020.

Wie stehen wir im Vergleich zu den Zielen der Energiestrategie 2050?

Ziele der Energiestrategie 2050 ab dem Referenzjahr 2000: Bis 2020 3% weniger Stromverbrauch pro Kopf, bis 2035 13% weniger. 

Von 2000 (7‘290 kWh) bis 2019 (6’671 kWh) ist dieser Verbrauch bereits um 8,5% zurückgegangen. Das Ziel von minus 3% bis 2020 ist weit übertroffen. Auch das Ziel für 2035 werden wir übertreffen. 

Neue Erneuerbare 4’186 – 753 = 3’433 GWh Zubau seit 2000. Wasserkraft mittlere Produktionserwartung 36’567 – 34’453 = 2’114 GWh Zubau seit 2000.

Neue Erneuerbare 3’433 GWh + Wasserkraft 2’114 GWh = 5’547 GWh Zubau seit 2000. Das entspricht der Jahresproduktion der Reaktoren Beznau 1 und 2.

WASSERKRAFTZIEL: 

Laut Energiestrategie 2050 soll vom Jahr 2000 bis 2035 die Jahresproduktion aus der Wasserkraft um netto 3 TWh ansteigen. Real hatten wir von 2000 bis 2019 bereits einen Wasserkraft-Zubau von netto 2,1 TWh (ohne Kleinstwasserkraft). Das Ziel von plus 3,0 TWh bis 2035 und zusätzlich plus 1,2 TWh bis 2050 werden wir übertreffen. 

ZIEL NEUE ERNEUERBARE: 

Bis 2020 soll die neue erneuerbare Stromproduktion aus Windkraft, Kleinwasserkraft, Sonne und Biomasse jährlich 4,4 TWh Strom liefern. 2019 lagen wir bei 4,2 TWh. Wir werden 2020 die 4,4 TWh übertreffen. 

Womit wieder einmal bewiesen ist: 

DIE ENERGIESTRATEGIE 2050 IST EINE LAUWARME SUPPE! 

– Mit den Zielen der ES 2050 kann die Produktion aller Schweizer AKWs nicht ersetzt werden, nicht einmal die Hälfte. 

– Es gibt keine konkrete Abschaltdaten für die alten AKWs in der ES 2050. 

Wir können uns vernünftigere Ziele setzen und sie erreichen: 

– Eine Stilllegungsplanung mit den Abschaltdaten aller AKWs 

– Ein Effizienz- und Zubauprogramm, das die Stromproduktion aller Schweizer AKWs ersetzt, auch im Winter. 

Wir müssen den Atomausstieg, wie auch den CO2-Ausstieg, schneller schaffen. 

 

Leise bröckelt der Stahl…

Die Reaktoren Beznau 1 und 2 wurden für eine Betriebsdauer von 30 Jahren geplant, mit der Option, sie auf 40 Jahre zu verlängern, falls rentabel und sicher.
 
Man darf nicht vergessen, dass man 1969 noch nicht viel von der Alterung von Stahl unter Neutronenbeschuss in einem Reaktor wusste. Da Ingenieure manchmal gute Ideen haben, haben sie 1969 einige Stücke Stahl in der Qualität der Wände des Reaktordruckbehälters in den Reaktor gehängt, um zu sehen, wie schnell der Stahl versprödet. Damit man den Reaktor stilllegen konnte, wenn diese zu stark versprödet würden. So wollte man auf der sicheren Seite sein in der Frage, ob man den Reaktor 30 Jahre, oder allenfalls doch 40 Jahre lang betreiben konnte.
Eine wirklich gute Idee!
 
2009, nach den maximal möglichen 40 Betriebsjahren, wurde das letzte Referenzstück Stahl im Reaktor 1 entfernt. Die Sprödbruchreferenztemperatur, die angibt wie spröde der Stahl ist, muss möglichst tief liegen. Der Stahl erreichte in der bruchmechanischen Prüfung eine Sprödbruchreferenztemperatur von 89 Grad, der Grenzwert in der geltenden Ausserbetriebnahmeverordnung liegt bei 93 Grad.
 
Der Stahl vom Reaktordruckbehälter von Beznau 1 lag 2009 sehr knapp unter dem Grenzwert für die Ausserbetriebnahme.
 
Die nächsten Prüfungen konnten nicht mehr auf ein Prüfstück aus dem Reaktor zurückgreifen, weil es keine Prüfstücke mehr gab, weil niemand mit einer Betriebsdauer von mehr als 40 Jahren gerechnet hatte.
 
Darum wurde ab 2010 die Sprödigkeit nicht mehr gemessen, sondern berechnet. Und siehe da: Der Grenzwert wurde überschritten. Laut den Berechnungen des ENSI, siehe untenstehende Tabelle des ENSI, erreichte die Innenwand des Schmiederings C im Reaktordruckbehälter von Beznau 1 bereits nach 36 Betriebsjahren den Grenzwert von 93 Grad. Nach 45 Betriebsjahren werden 95 Grad erreicht, nach 54 Betriebsjahren 96 Grad. Aber so lange dürfte Beznau 1 gar nicht betrieben werden, denn laut Wortlaut der Verordnung muss er aber Erreichen des Grenzwertes von 93 Grad, also ab dem Jahr 2006, „unverzüglich ausser Betrieb genommen werden“.
Das ENSI tat dann hochoffiziell das, was eine staatliche Aufsicht niemals tun darf: Es ergriff für die Axpo Partei, und änderte die Berechnungsmethode. Mit der neuen Berechnungsmethode des ENSI von 2012 lag die Sprödbruchreferenztemperatur unter dem 2009 gemessenen Wert, unter den 2010 berechneten Werten, und das ENSI attestierte der Axpo, dass Beznau 1 unbegrenzt weiterlaufen dürfe.
Das ENSI sagt nun, Beznau 1 müsse erst ausser Betrieb genommen werden, wenn die Sprödbruchreferenztemperatur in einem Viertel Wanddicke erreicht wird, nicht, wenn sie auf der Innenwand überschritten wird. Selbst wenn „in einem Viertel Wandstärke“ gilt, wird dort gemäss der ENSI Tabelle von 2010 nach 54 Betriebsjahren der Grenzwert von 93 Grad erreicht. Länger als bis 2023 dürfte Beznau 1 auch nach dieser Argumentation nicht betrieben werden. Wobei der Grenzwert von 93 Grad nur gilt, wenn keine weiteren Schwächen im Stahl vorhanden sind, was aber hier nachgewiesernermassen durch die tausenden sandgefüllten Blasen nicht gegeben ist.
Bei der Präsentation des ENSI im März 2018, als es die Wiederinbetriebnahme von Beznau 1 nach drei Jahren Stillstand genehmigt hatte, wusste man:
 
1) Der Grenzwert der Sprödbruchreferenztemperatur von 93 Grad wurde bereits 2006 in der Innenwand erreicht oder überschritten, gemäss Angaben des ENSI, siehe Tabelle. Seither versprödete der Stahl durch Neutronenbeschuss weiter.
2) Die Sprödigkeit des Stahl verbessert sich nicht, wenn man einfach die Berechnungsmethode ändert. Es widerspricht allen Grundsätzen der Ingenieurwissenschaften anzunehmen, dass wenn 2009 in einer bruchmechanischen Prüfung 89 Grad erreicht wurden, man nun annehmen darf, dass sich das sich nach weiteren 11 Jahren Neutronenversprödung verbessert hat. Das ist im Wortsinn Aberglaube.
 
3) Zusätzlich wusste man, dass im Stahl des Reaktors unzählige Blasen mit Sandfüllung existierten, über 900 Blasen in der Grösse von 5 mm und grösser, einige tausend Blasen mit unter 5 mm Grösse. Dadurch wurde die Stabilität des Stahls weiter geschwächt.
4) Nimmt man 1), 2) und 3) zusammen, ist heute sicher, dass der Reaktordruckbehälter die in der Ausserbetriebnahmeverordnung geforderte Festigkeit nicht mehr hat. Beznau 1 läuft mit dem Segen des ENSI illegal.
 
5) Gegen den illegalen Weiterbetrieb des Reaktors Beznau 1 hat bis heute niemand geklagt.

Wo Wasserstoff überhaupt noch ein Thema ist

Die Entscheidung zwischen Batteriestrom oder Wasserstoff als Antrieb für künftige Strassenfahrzeuge ist eigentlich schon lange zugunsten von Batteriefahrzeugen ausgefallen.
Nur schon, weil Wasserstofffahrzeuge dreimal mehr Strom verbrauchen für dieselbe Leistung.
Eigentlich.
Aber das würde bedeuten, dass sich jeder und jede sein Fahrzeug zuhause oder an seiner Arbeitstelle oder im Einkaufszentrum aufladen könnte, und damit die heute bestehende Infrastruktur von Tankstellen, Raffinerien und Rohrleitungen überflüssig würde.
Darum passiert das, was in solchen Fällen immer passiert:
Die künftigen Verlierer einer Entwicklung, die heute noch gross und stark sind, konkret aus der Oel- und Gasbranche, lobbyieren aus allen Rohren, um sich auch in Zukunft ein grosses Stück vom Kuchen abschneiden zu können.
So kommt es, dass auf EU-Ebene Milliarden für ein Wasserstoffprogramm gesprochen werden, und in der Schweiz schon seit über 15 Jahren ein Wasserstoff-Förderprogramm Millionen vom Bund erhält, um mit diesen Millionen einen Lastwagen und zwei Tankstellen mit Wasserstoff betreiben zu können.
Zudem sollen Kraftwerke ihren überschüssigen Strom in Wasserstoff umwandeln, und diesen in den bestehenden Erdgasleitungen zu den Tankstellen pumpen.
Alles aus dem einzigen Grund, den heutigen Tankstellen und Gasleitungen eine rentable Rolle für die Zukunft zu sichern.
Es ist Unsinn, Wasserstoff für Autos oder Lastwagen einsetzen zu wollen, die Ueberlegenheit batteriegetriebener Fahrzeuge ist zu gross.
Wasserstoff macht für Fahrzeuge nur dort einen Sinn, wo ein Stromnetz fehlt.
Wasserstoff macht zudem für Flugzeuge und Schiffe viel Sinn, denn auf dem Meer und in der Luft fehlen grundsätzlich Ladestationen. Das heisst, sie müssen ihren gesamten Energievorrat mitnehmen können. Hier ist Wasserstoff im Vorteil, wegen seiner hohen Energiedichte.
Daher Ja zur Wasserstoffanwendung dort, wo sie Sinn macht, und Nein zum Verpulvern von Fördermillionen für Wasserstoffprojekte, wo Wasserstoff nie konkurrenzfähig sein kann, weil dafür dreimal mehr Strom aufgewendet werden muss als für batteriegetriebene Fahrzeuge.
Weshalb es noch so wenig wasserstoffgetriebene Schiffe gibt, ist hingegen ein Rätsel für mich. Die Technologie existiert bereits, man müsste bloss noch die Schiffe umrüsten oder neu bauen.
Vielleicht ist dort die Verhinderungspolitik der Fossilindustrie noch zu erfolgreich.
Die Verbesserung durch wasserstoffbetriebene Schiffe wäre massiv. Heute stammt ein grosser Teil der Luftschadstoffe und des CO2 aus der globalen Schifffahrt.
Die Umrüstung der Luftfahrt auf Wasserstoff liegt allerdings noch etwas weiter in der Zukunft. Hier gibt es erst fliegende Prototypen, und noch keine normalen Passagierflugzeuge mit Wasserstoffantrieb. Aber diese Herausforderung sollte zu lösen sein.