Replik zu „Von wegen Stromflut: Die Schweiz steuert auf einen Engpass zu“ von Peter Morf

Im Tagesanzeiger ist ein peinlicher Artikel erschienen, der die Stromlücke, welche seit ihrer Erfindung zur Anpreisung von AKWs im Jahr 1956 nie eingetreten ist, wieder zum Leben erweckt.

Das Bundesamt unterstellt in seiner Studie, dass die Schweiz jederzeit die benötigte Menge Strom importieren kann. Das ist eine kühne Annahme.

Nein, tut es nicht. Eine frei erfundene Lüge von Peter Morf, die Studie rechnet mit Beschränkungen.

Zudem geht es von viel zu optimistischen Annahmen betreffend Verbrauch und Produktion aus.

Nochmals eine Lüge von Peter Morf. In der Studie werden sehr unterschiedliche Szenarien berechnet. In allen entsteht kein Versorgungsproblem.

Die Beruhigung weicht grosser Sorge.

Tatah! Dramatische Musik, es wird still und dunkel im Kinosaal, die Haare stellen sich auf …

Die ES2050 unterstellt einen erheblichen Rückgang des Stromverbrauchs. Die Zahlen sehen anders aus: Der Stromverbrauch ist im Trend steigend, und die Nachfrage wird weiter wachsen.

Die dritte Lüge. Der Richtwert der ES 2050 für den Stromverbrauch pro Kopf liegt bei minus 3% bis 2020, 2017 lagen wir bereits bei minus 5%.

Ende 2019 wird das Kernkraftwerk Mühleberg vom Netz gehen. Um 2030 werden Beznau I und II folgen.

Da hat mir aber der Georg Schwarz vom ENSI versichert, dass Beznau 1 sicher nicht länger als bis 2022 laufen werde.

Der wegfallende Atomstrom soll gemäss der ES2050 durch die mit Subventionen geförderten neuen erneuerbaren Energieträger ersetzt werden.

Teilweise falsch. Ein grosser Teil des Stroms soll durch Wasserkraft ersetzt werden. Zudem wurde das Eigenverbrauchsmodell bei PV-Anlagen ja genau deswegen eingeführt, und diese Anlagen nicht mehr subventionieren zu müssen.

Gemessen an den Zielwerten für 2050 fällt eine Standortbestimmung jedoch ernüchternd aus. Auf Basis der Gesamtenergiestatistik 2017 erreichte die Produktion von Strom aus Photovoltaik erst 12% des Zielwertes.

Eine ganz, ganz dreiste Lüge! Der hier anzuwendende Zielwert der ES 2050 ist jener aus der Botschaft des Bundesrates an das Parlament zur ES 2050. Dort drin steht das Ziel von 1’260 GWh PV im 2020, wo es 2017 schon 1’683 GWh waren. Auch mit nur 300 MW Zubau pro Jahr werden es 2020 2’600 GWh Solarstrom sein. Zielerreichungsgrad 206%! Das ist 17mal mehr als 12%!

Die Produktionsziele der ES2050 werden insgesamt nicht erreicht. Das gilt auch für den vorgesehenen Ausbau der Wasserkraft – ihr Potenzial ist weitgehend erschöpft.

Zweimal gelogen. Peter Morf hat absolut keine Quellen und lügt einfach so in den luftleeren Raum hinein. Der reale Zubau von Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft liegt über den Zielwerten der ES 2050. Die Windkraft liegt deutlich darunter und holt erst seit 2018 langsam auf. Dass die Geothermie in der Schweiz jemals Strom produzieren wird hat niemand Zurechnungsfähiger jemals behauptet. In allen Publikationen der Grünen Schweiz seit 2012 wird mit einem Geothermieanteil von Null gerechnet.

Der importierte Strom kommt entweder aus französischen Kernkraftwerken oder aus deutschen Kohlekraftwerken.

Unfassbar, schon wieder ein fette Lüge! Sie wird auch nicht wahrer wenn man sie wiederholt. Nur bei Frankreich kann man mit 80% Atomstrom rechnen. In Deutschland nur mit einem Kohlestromanteil von unter 40%. Der Rest und alles was aus Oesterreich ist erneuerbar. Aus Italien mehrheitlich auch, da gibts natürlich auch noch etwas Gasstrom.

Die bestehenden langfristigen Lieferverträge mit Frankreich laufen in den kommenden Jahren kontinuierlich aus. Zudem will Frankreich die ältesten Werke, Fessenheim und Bugey, bald stilllegen – von beiden bezieht die Schweiz Strom.

Genau, und danach wird an der Grenze der Schieber geschoben und wir kriegen keinen Strom mehr. Für wie blöd will uns Peter Morf verkaufen?

Mittelfristig drohen Frankreich wie auch Deutschland auf Stromimporte angewiesen zu sein. Die Schweiz würde ihre Lieferanten verlieren.

Eine fette Lüge. Frankreich wird gemäss Studie Blackouts haben und muss wie jetzt schon jeden Winter massiv Strom aus den Nachbarländern importieren, vor allem aus Deutschland und der Schweiz. Deutschland ist und bleibt der grösste Stromexporteur Europas, das blanke Gegenteil von „droht auf Stromimporte angewiesen zu sein.“


Die Gefahr eines Stromausfalls ist im Atomland Frankreich gross und wird noch grösser. In der Schweiz bleibt sie bei Null.

Die Voraussetzung für genügend Importmöglichkeiten der Schweiz ist letztlich ein Stromabkommen mit der EU.

Falsch. Eine Erfindung von Peter Morf. Die Strombranche würde einfach gerne das bestehende Abkommen verbessern, aus wirtschaftlichen Gründen.

Wenn in Dunkelflauten weder Wind- noch Photovoltaikanlagen produzieren, müssen Backup-Kapazitäten bereitstehen, die sofort zugeschaltet werden können – sonst droht ein Netzzusammenbruch. Wenn Stromimporte schwierig werden, bleibt nur der Rückgriff auf Gaskraftwerke.

So ein Unsinn! Längst widerlegte Atompropoganda! Kein Schweizer Stromversorger würde so einen Unsinn behaupten! Die Regelleistung unserer Wasserkraft ist höher als der höchste Stromverbrauch. Unsere Wasserkraft kann jederzeit jede Verbrauchsspitze abdecken. Der Bedarf für neue Gaskraftwerke ist gleich Null.

Wenn Stromimporte schwierig werden, bleibt nur der Rückgriff auf Gaskraftwerke.

Tatah! Da hender de Dräck! Nein, man kann den Peter Morf kein Gramm ernst nehmen.

Damit dürfte der Druck gross werden, dass der Staat Gaskraftwerke als Notlösung baut oder subventioniert. Somit wäre dann die Planwirtschaft in der Energieversorgung komplett.

In Ihren Träumen, Peter Morf!

Zudem ist die Stromversorgung gefährdet, die Strompreise steigen massiv, der CO2 wächst.

Jöh! Ich möchte dem CO2 gerne beim wachsen zusehen!

Peter Stutz (Co-Präsident NWA Schweiz)

Von wegen Stromflut: Die Schweiz steuert auf einen Engpass zu (als PDF)
Von wegen Stromflut: Die Schweiz steuert auf einen Engpass zu (veröffentlicht am Mi, 21. November 2018 auf tagesanzeiger.ch)

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Replik zu „Der Pferdefuss der Energiestrategie 2050“ von Silvio Borner / Bernd Schips

Silvio Borner und Bernd Schips behaupten in ihrem Beitrag in der NZZ, die Solarenergie würde in der Schweiz niemals marktfähig. Um diese These zu untermauern, ziehen sie Zahlen des staatlich kontrollierten französischen Monopolisten Electricité de France (EDF) bei. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn dieser hoch verschuldete Staatsmoloch als „vertikal integrierter Konzern“ bezeichnet wird. Und diese Zahlen stammen von 2015.

Die Kosten der Photovoltaik pro produzierter Kilowattstunde sinken aber ständig, und haben sich seit 2015 weiter vermindert. Die Autoren lassen unerwähnt, dass weiter die Kosten für die Stromspeicherung ständig sinken. Man denke nur an die Massen-Produktion von kleinen Speichern durch Tesla. Die Swissgrid könnte noch deutlich höhere Mengen an erneuerbarem Strom schlicht durch geschickte Regelung ins Stromnetz integrieren. Die Autoren vergessen auch, dass lokal direkt genutzter Solarstrom die Stromnetze entlastet und damit die Kosten für den Stromnetzbetrieb senkt.

Problematisch ist allerdings aus ökonomischer Sicht die derzeitige Förderpraxis des Bundesamts für Energie: Es bevorzugt kleinere PV-Anlagen gegenüber grösseren über 100 kWh, bei denen sich Skalenerträge und damit mehr Strom pro investiertem Franken erzielen lassen würde. Immerhin sind die Beiträge an Eigenverbrauchs-Anlagen so hoch, dass damit Eigenheim-Besitzer spürbar Geld sparen können.

Problematisch ist derzeit auch, dass Biomasse einen viel höheren Beitrag pro kWh erhält als die Photovoltaik. Das ist volkswirtschaftlich ineffizient. Die Förderpolitik des BFE liesse sich konsequenter auf die Steigerung der Produktion von erneuerbarem Strom ausrichten – das ist aktuell die wichtigste Herausforderung für die Energiestrategie 2050.

Atomenergie wird längerfristig keine Rolle mehr spielen. Sie ist jetzt schon defizitär und so teuer, dass die Finanzkommissionen der eidgenössischen Räte den Stillegungs- und Entsorgungskosten kürzlich ein eigenes Seminar widmen mussten.

Unterschreiben Sie jetzt die Solarbefreiungspetition von NWA, die hier Gegensteuer gibt!

Jan Schudel (Präsident NWA Region Basel)

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