Wo Wasserstoff überhaupt noch ein Thema ist

Die Entscheidung zwischen Batteriestrom oder Wasserstoff als Antrieb für künftige Strassenfahrzeuge ist eigentlich schon lange zugunsten von Batteriefahrzeugen ausgefallen.
Nur schon, weil Wasserstofffahrzeuge dreimal mehr Strom verbrauchen für dieselbe Leistung.
Eigentlich.
Aber das würde bedeuten, dass sich jeder und jede sein Fahrzeug zuhause oder an seiner Arbeitstelle oder im Einkaufszentrum aufladen könnte, und damit die heute bestehende Infrastruktur von Tankstellen, Raffinerien und Rohrleitungen überflüssig würde.
Darum passiert das, was in solchen Fällen immer passiert:
Die künftigen Verlierer einer Entwicklung, die heute noch gross und stark sind, konkret aus der Oel- und Gasbranche, lobbyieren aus allen Rohren, um sich auch in Zukunft ein grosses Stück vom Kuchen abschneiden zu können.
So kommt es, dass auf EU-Ebene Milliarden für ein Wasserstoffprogramm gesprochen werden, und in der Schweiz schon seit über 15 Jahren ein Wasserstoff-Förderprogramm Millionen vom Bund erhält, um mit diesen Millionen einen Lastwagen und zwei Tankstellen mit Wasserstoff betreiben zu können.
Zudem sollen Kraftwerke ihren überschüssigen Strom in Wasserstoff umwandeln, und diesen in den bestehenden Erdgasleitungen zu den Tankstellen pumpen.
Alles aus dem einzigen Grund, den heutigen Tankstellen und Gasleitungen eine rentable Rolle für die Zukunft zu sichern.
Es ist Unsinn, Wasserstoff für Autos oder Lastwagen einsetzen zu wollen, die Ueberlegenheit batteriegetriebener Fahrzeuge ist zu gross.
Wasserstoff macht für Fahrzeuge nur dort einen Sinn, wo ein Stromnetz fehlt.
Wasserstoff macht zudem für Flugzeuge und Schiffe viel Sinn, denn auf dem Meer und in der Luft fehlen grundsätzlich Ladestationen. Das heisst, sie müssen ihren gesamten Energievorrat mitnehmen können. Hier ist Wasserstoff im Vorteil, wegen seiner hohen Energiedichte.
Daher Ja zur Wasserstoffanwendung dort, wo sie Sinn macht, und Nein zum Verpulvern von Fördermillionen für Wasserstoffprojekte, wo Wasserstoff nie konkurrenzfähig sein kann, weil dafür dreimal mehr Strom aufgewendet werden muss als für batteriegetriebene Fahrzeuge.
Weshalb es noch so wenig wasserstoffgetriebene Schiffe gibt, ist hingegen ein Rätsel für mich. Die Technologie existiert bereits, man müsste bloss noch die Schiffe umrüsten oder neu bauen.
Vielleicht ist dort die Verhinderungspolitik der Fossilindustrie noch zu erfolgreich.
Die Verbesserung durch wasserstoffbetriebene Schiffe wäre massiv. Heute stammt ein grosser Teil der Luftschadstoffe und des CO2 aus der globalen Schifffahrt.
Die Umrüstung der Luftfahrt auf Wasserstoff liegt allerdings noch etwas weiter in der Zukunft. Hier gibt es erst fliegende Prototypen, und noch keine normalen Passagierflugzeuge mit Wasserstoffantrieb. Aber diese Herausforderung sollte zu lösen sein.