Zwischenziele der Energiestrategie für 2020 übertroffen, ohne Mühleberg!

Der Stromverbrauch in der Schweiz sank 2020 um 2,6 %.
Ziele der Energiestrategie 2050 ab dem Referenzjahr 2000:
2020 3% weniger Stromverbrauch pro Kopf, bis 2035 13% weniger.
Von 2000 (7‘290 kWh) bis 2020 (6’451 kWh) ist dieser Verbrauch um 11,5 % zurückgegangen.
Das Ziel von minus 3% bis 2020 ist weit übertroffen.
Das Ziel für 2035 werden 2023 oder 2024 erreichen.
Die Produktion der Kernkraftwerke nahm 2020 um 9,1 % ab.

Ihr Anteil an der Schweizer Stromproduktion beträgt noch 32,9 %.
2020 hat die Schweiz 5,6 TWh Strom exportiert, was knapp der Jahresproduktion der zwei Reaktoren Beznau 1 und 2 entspricht.
Das ist nur unwesentlich weniger als die 6,3 TWh, die wir 2019 exportiert hatten, obwohl am 20.12.2019 das AKW Mühleberg stillgelegt wurde.
Im Winterhalbjahr importierten wir 0,8 TWh, im Sommerhalbjahr exportierten wir 6,4 TWh Strom.
Und das alles ohne das AKW Mühleberg.
Hoffentlich auch bald ohne das AKW Beznau!
Foto SRF: Die Turbinen sind in Mühleberg bereits abtransportiert.
(Quelle der Zahlen: BFE 16.4.2021)

Deutsches Bundesministerium sorgt sich über uralte Schweizer Atomkraftwerke

In seinem Positionspapier zur Vollendung des Atomausstiegs, der Ende 2022 in Deutschland Tatsache sein wird, sorgt sich das Ministerium über uralte Atomkraftwerke in Nachbarländern.
„Die Risiken der Atomkraft machen nicht an Landesgrenzen halt. Deshalb ist die weitere Nutzung der Atomenergie im Ausland nicht im deutschen Interesse, schon gar nicht staatlich geförderte Neubauten in der EU.
Insbesondere in den grenznahen Regionen sind viele Menschen über den Betrieb alter Atomkraftwerke in Nachbarländern besorgt. Gleichzeitig sollen für diese Reaktoren in vielen Fällen die Laufzeiten teils erheblich über die ursprünglich genehmigten Betriebsdauern hinaus verlängert werden. Das Bundesumweltministerium teilt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger und setzt sich dafür ein, dass ihre Interessen gewahrt werden.“
Gemeint ist natürlich vorallem das älteste AKW der Welt, das noch in Betrieb ist, das für eine Betriebsdauer von 30 Jahren gebaut wurde, und nun nach 52 Betriebsjahren immer noch vor sich hinbröselt:
Beznau 1.
Konkreter wird es hier:
„Sorge bereitet uns vor allem die zunehmende Überalterung vieler Reaktoren, weit über eine Auslegungsbetriebsdauer von zumeist 40 Jahren. (…)
Gegen AKW-Alterung lässt sich nur punktuell etwas machen, nicht umfassend.
Es gibt technische und wirtschaftliche Grenzen der Nachrüstbarkeit – so lässt sich etwa ein versprödeter Reaktordruckbehälter nicht austauschen. Die Bundesregierung lehnt deshalb Laufzeitverlängerungen von AKW ab. Das Bundesumweltministerium setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass bei Laufzeitverlängerungen Transparenz hergestellt und Beteiligungsmöglichkeiten der angrenzenden Staaten und deren Bevölkerung gewahrt werden; es sollte zumindest eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt werden.“
Hm, wer hat noch gleich einen grenzwertig versprödeten Reaktordruckbehälter?
Beznau 1!
Natürlich ist die Schweizer Atomlobby nun am überbeissen, wenn ein Nachbarland auf die Gefahren durch unsere Uralt-Reaktoren aufmerksam macht.
Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für ein AKW wurde in der Schweiz noch nie gemacht. Wer weiss, was da für ein Resultat herauskäme? Am Ende müssten Beznau 1 und 2 stillgelegt werden?
Lieber nicht prüfen und alles ungeprüft durchwinken, wie es das ENSI seit Jahren praktiziert.
Wir auf der anderen Seite sind sehr froh über die Stellungnahme des Bundesumweltministeriums. Wenn wir in der Schweiz bloss auch ein Umweltamt hätten, das die AKW überprüfen kann?
Spoileralarm: Unser Umweltamt darf das gar nicht.
Nur das atomfreundliche ENSI ist zuständig, und sonst niemand.
Der Denkmalschutz für unsere Uralt-AKWs ist dadurch gesetzlich festgeschrieben und politisch so gewollt. Alle Versuche, Atomkraftwerke dem Umweltrecht zu unterstellen, so wie alle anderen Bauten und Anlagen in der Schweiz, sind gescheitert. Sonst wäre diese Umweltverträglichkeitsprüfung schon lange durchgeführt, und zumindest Beznau 1 und 2 wären seit Jahren im verdienten Ruhestand.
Nur neue Schweizer AKWs würden in einem Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren untersucht. Zum Glück sind neue AKWs sind in der Schweiz gesetzlich verboten.
Aber die noch gefährlicheren uralten AKWs dürfen ewig weiterrattern, dem ENSI sei Dank.
(PS)

Tolerante Kollegen können zu einem GAU führen

Der GAU in Fukushima vor 10 Jahren hatte unter anderem seine Ursache in einer Sicherheitskultur, wo Kollegen ihre Kollegen wohlwollend kontrollierten.


Explosion im AKW Daiichi bei Fukushima

Kompromisse beim Bau

Die Gefahr durch Tsunamis ist in Japan seit über 1’200 Jahren bekannt. Es gibt uralte Mahnsteine mit der Inschrift: „Baue nicht unterhalb dieses Steins“.

Die Reaktoren 1 bis 4 waren auf 35 Meter über Meer geplant. Weil die Wasserpumpen von General Electric damals nur eine Förderhöhe von 11 Metern schafften, wurden die Reaktoren 1 bis 4 auf 10 Metern über Meer gebaut. Der Tsunami von 2011 war dann 14 Meter hoch. In den Reaktoren 1 bis 3 und im Kühlwasserbecken von Reaktor 4 kams zum GAU, und 500’000 Menschen mussten evakuiert werden.

Ignoranz während dem Betrieb

Bereits in den Siebzigerjahren forderten Ingenieure, die Notstromdiesel und Kühlsysteme besser gegen Erdbeben und Tsunamis zu schützen. Ab 2002 gab es zwanzig Sitzungen von Parlamentariern mit der Betreiberfirma Tepco zum Thema, 2007 wurde der verbesserte Schutz gesetzliche Vorschrift. Die Tepco ignorierte alles, geschützt von den Kollegen in der Aufsichtsbehörde.

Es gibt einige Parallelen zwischen Japan und der Schweiz: Den hohen Stand der Ingenieurskunst und die Tatsache, dass sich die Spezialisten der Nukleartechnik alle kennen und Kollegen sind. Daraus entstand eine zu grosse Nähe zwischen den Betreibern der Atomkraftwerke und der Aufsichtsbehörde, die sie eigentlich kontrollieren sollte.

Auch bei uns werden beim Reaktor Beznau 1, dem ältesten Atomreaktor der Welt in Betrieb, ausgewiesene Probleme schöngeredet. Beim Bruch des Grenzwertes zur Sprödigkeit wird neu berechnet bis es passt, und vorgeschriebene Prüfungen zu Korrosionsschäden werden nicht durchgeführt.

Besser wärs, das ENSI würde seine Aufsichtspflicht ernst nehmen, seinen Kollegen gründlicher auf die Finger schauen, und den Reaktor Beznau 1 umgehend stilllegen lassen.

 

 

Keine Ladenöffnungen in Fukushima

Seit dem 1. März jubeln wir über die Wiedereröffnung der Läden in der Schweiz, ein Stück Normalität ist zurück.
Weniger jubeln können die Menschen in der Umgebung von Fukushima. Dort ist das Shopping und auch das Wohnen nach wie vor unmöglich.
Kein Shopping in Namie nach dem GAU in Fukushima (Foto: Arkadiusz Podniesinski)

Am 11. März 2011 begann eine Serie von Explosionen und vier GAUs in den Reaktoren 1 bis 3 und im Kühlwasserbecken des Reaktors 4.
500’000 Menschen wurden evakuiert, ein grosses Gebiet bleibt bis heute unbewohnbar.
NWA Schweiz setzt sich dafür ein, dass das gefährlichste Atomkrafwerk der Schweiz, Beznau 1, so schnell wie möglich stillgelegt wird.
Es ist nicht nur gefährlich und für unsere Stromversorgung überflüssig. Es ist auch das weltweit älteste AKW, das noch in Betrieb steht.
Es wurde für eine Betriebsdauer von 30 Jahren konzipiert, mit der Möglichkeit, die Betriebsdauer allenfalls auf 40 Jahre zu verlängern, falls der Reaktordruckbehälter nicht zu spröde wurde.
Nun, der Reaktordruckbehälter wurde spröde, der Grenzwert für die Sprödigkeit wurde nach alter Berechnung überschritten, darum wurde 2012 die Sprödigkeit neu berechnet. Passt.
Nun ist der Reaktor Beznau 1 seit bald 52 Jahren in Betrieb, trotz Sprödigkeit und Korrosionsschäden.
Es ist ein Freilandversuch, wie lange es dauert, bis der atomare Unfall kommt, mit uns als Versuchskaninchen.

NWA fordert externe Sicherheitsüberprüfung des Reaktors Beznau 1

Heute wurden wieder Mängel zum Reaktor Beznau 1 bekannt, dem ältesten zivilen Kernreaktor der Welt, der noch in Betrieb steht. 1969 bis 1992 fehlte ein Notstrom­diesel, der von 1992 bis 2017 wegen einem Softwarefehler abgeschaltet worden wäre, wenn es ihn gebraucht hätte. Erst im Dezember 2020 wurden die fehlenden Schockabsorber bemerkt. Der Unterhalt des Reaktors durch die Axpo, und die Aufsicht durch das eigenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, lassen zu Wünschen übrig.

 

Anfang Dezember 2020 musste das AKW Beznau vom Netz, weil festgestellt wurde, dass bei den zwei Notstromdieseln die Schockabsorber fehlten. Schockabsorber sind wichtig, um Schwingungen durch ein Erbeben abzufangen, aber auch Schwingungen des Motors selber, der vielleicht nicht rund läuft, sondern vibriert, aus Altersschwäche oder nachdem er bei einem vorherigen Erdbeben beschädigt wurde. Die Schockabsorber wurden in den folgenden Wochen nachgerüstet, danach ging das AKW wieder ans Netz.
Nun stellt sich heraus: Die Schockabsorber fehlen schon seit 1992, seit der Lieferung und Montage der Notstromdiesel. Weder die NOK, noch die Axpo, noch das Ensi haben das je bemerkt, bis letzten Dezember.

Wir halten also fest:
Beznau 1 lief von 1969 bis 1992 ganz ohne Notstromdiesel, weil davon ausgegangen wurde, dass nach einem GAU oder einem schweren Erdbeben das Stromnetz ganz normal funktionieren würde. Das war ein Hochseilakt ohne Netz.

Von 1992 bis Ende 2020 standen zwei Notstromdiesel dort. Einfach ohne Schockabsorber, die während und nach einem Erdbeben schmerzlich vermisst worden wären, und zu einem Ausfall der Notstromdiesel, und damit zu einem Ausfall der Reaktorkühlung geführt hätten, was zur Kernschmelze und einem GAU geführt hätte.

Aber dank einem erst 2017 entdeckten Softwarefehler wären die Notstromdiesel genau dann abgeschaltet worden, wenn sie für die Kühlung des Kernreaktors gebraucht worden wären.
Die Logik des Programms war: Nach einem Unfall schaltet man alles aus, was man nicht mehr braucht. Nach einem Unfall wären die Notstromdiesel für die Notkühlung aber genau das, was man am dringendsten braucht.

In Beznau gab es einzig deshalb nie einen GAU, weil es nie ein Erdbeben, nie eine Überschwemmung und nie einen Flugzeugabsturz gab. Denn in all den genannten Fällen hätten die Schutzmassnahmen versagt, und ein atomarer Unfall wäre unkontrollierbar geworden.

NWA fordert eine umfassende Überprüfung der Sicherheit des Reaktors Beznau 1 durch eine externe, vom ENSI unabhängige Stelle, wie beim EU-Stresstest 2012.

NWA fordert schon seit langem die umgehende Stilllegung des Reaktors Beznau 1, der für die Schweizer Stromversorgung überflüssig ist.
Die Schweiz hat 2020, nach der Stilllegung von Mühleberg, netto doppelt soviel Strom ins Ausland exportiert (5’204 GWh), wie Beznau 1 im Zehnjahresschnitt pro Jahr produziert (2’676 GWh).