Mit AKWs den russischen Krieg mitfinanzieren?

Conrad Ammann als CEO eines der zwei grossen Baselbieter Energieunternehmen unterstützt im Interview der Basellandschaftlichen Zeitung vom 9.5.22 allen Ernstes neue AKWs. Und das jetzt, während des Ukraine-Kriegs, wo doch 50% des in der Schweiz verwendeten Urans aus Russland kommen. Er will also womöglich aktiv Putins Krieg mitfinanzieren. Atomkraft ist nicht wirtschaftlich, sie funktioniert nur mit massiven staatlichen Subventionen. Keine privatwirtschaftlich rechnende Versicherung ist bereit, die möglichen Schäden eines GAUs in der Schweiz von ca. 8000 Milliarden Franken zu versichern. Der Stahl im Beton der jetzt noch laufenden AKWs wie Beznau rostet vor sich hin, das macht die alten Meiler nicht sicherer, und längere Laufzeiten zum Vabanque-Spiel mit unserer Sicherheit. Wind aus Sonne, Wind oder Biomasse ist erneuerbar, viel gefahrloser für Menschen – und bei einer Vollkostenrechnung günstiger. Die Primeo Energie ist eine Genossenschaft. Ihre Delegierten sind gut beraten, wenn Sie Herrn Ammann an der nächsten Delegiertenversammlung freundlich in Frühpension schicken, und einen CEO wählen, der die Zeichen der Zeit begriffen hat.

Jan Schudel, Basel

Wir fordern eine konsequente Solardebatte

Wenn Conrad Ammann, Chef des Baselbieter Energieversorgers Primeo Energie, in der bz vom 9.5.2022 von längeren Laufzeiten von AKWs berichtet, dann frage ich mich:

– Wieso Herr Ammann den Sicherheitsaspekt von unseren Uralt-Atomkraftwerken nicht erwähnt hat im Zuge einer längeren Laufzeit von Atomkraftwerken?

– Wieso Herr Ammann Unwirtschaftlichkeit von Atomkraftwerken gegenüber dem günstigeren Solarstrom nicht hervorhebt?

Und von der bz würde ich gerne wissen, ob die bz nicht noch weitere Perspektiven hätte einbringen können zum Thema Stromengpass. Zum Beispiel: wie gross schätzt Conrad Ammann das Potenzial ein für Stromeinsparung aufgrund von Stand-By-Verbrauch? Wieviele AKWs könnten dadurch bereits abgeschalten werden? Wo sieht Herr Ammann das Hindernis für einen konsequenten Solarausbau?

Solche Fragen hätten mich interessiert. Denn meiner Meinung nach hat eine einseitige Atomdebatte keinen Platz mehr in den Medien, sie hindert höchstens die konsequente Solardebatte.

Nathalie Martin, Geschäftsführerin NWA Nie Wieder Atomkraftwerke

 

Absurde KraftWerk-Diskussion

Andreas Fischer, Präsident NWA Schweiz, Grossrat Grüne AG

Um die Stromversorgung zu sichern, will die Parteispitze der FDP das Neubauverbot für Atomkraftwerke kippen. Wie absurd dieser Vorstoss ist zeigen drei Stichworte:

  • dauert zu lange (siehe aktuelle Neubauprojekte in Frankreich und Finnland)
  • ist zu teuer (sagt selbst Axpo-CEO Christoph Brand) und
  • das Endlagerproblem für den Müll ist immer noch ungelöst (nicht bei uns, sagen alle)

Atomstrom ist zudem auch nicht CO2-neutral, man denke nur an die Unmengen Beton und Stahl für den Bau eines AKW und die Emissionen, die beim Abbau und der Aufbereitung von Uran entstehen. Warum also diese sinnfreie Forderung oder will der Freisinn im Ernst eine Stromproduktion mit staatlich garantiertem Abnahmepreis verlangen? Ich werde den Verdacht nicht los, dass die FDP vor allem ihre Klientel schützen will, indem sie die (endlich und langsam) anlaufende Energiewende torpediert. Denn eine dezentrale Energieproduktion ist für die Strom- und Grosskonzerne wenig lukrativ, da vor allem die Erzeugerinnen und Erzeuger sowie lokale KMU profitieren.

AKW Beznau liesse sich leicht ersetzen

Erstaunlich finde ich zudem, dass in der aktuellen Diskussion nirgends die Worte Suffizienz und Effizienz auftauchen. 1988 stand in Bern ein Mann von der Sorte Schlauer Volks-Politiker am Herd und kochte Eier. Dabei – Achtung revolutionär – setzte er einen Deckel auf die Pfanne. Bundesrat Adolf Ogi erkannte schon damals, dass das beste Kraftwerk jenes ist, das gar nicht erst gebaut werden muss. Zahlreiche Studien zeigen, dass durch Ausschöpfung von vorhandenem Sparpotenzial (isolierte Gebäude, effiziente Geräte, Vermeidung von Standby-Verlusten etc.) die AKW Beznau I und II überflüssig wären.

Das uralte AKW Beznau liesse sich leicht ersetzen

So schaffen wir eine erneuerbare Stromversorgung auch im Winter

Warum wird das nicht mehr beworben? Ach ja, daran profitieren keine Strom- und Grosskonzerne höchstens die sparsame Bevölkerung und lokale KMU (Gipsereien, Elektrofachgeschäfte etc.). Also anstatt irgendwelchen Luftschlössern nachzuträumen, krempeln wir besser eigenverantwortlich die Ärmel hoch: Steigern wir unsere Energieeffizienz, verzichten wir auf unnötige Stromverschwendung und investieren wir in Photovoltaikanlagen und Speicher in unserer Nähe. Dann klappt das auch mit der Stromversorgung im Winter – auch das ist durch zahlreiche Studien belegt.

Fakten gegen Gugus

Die SVP gibt sich fleissig Mühe, irgendwelche Gründe zusammenzukratzen, um den Weiterbetrieb unserer unrentablen Atomkraftwerke durch den Bund subventionieren zu lassen.

Gemäss dem Grundsatz „Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“, hier einige Fakten aus der Schweizerischen Elektrizitätsstatistik 2020.

Grafik Fig. 1
Wir müssen nur 32,9% Atomstrom ersetzen. Das heisst, zwei Drittel des Weges haben wir bereits geschafft. Genau genommen ist der Anteil Atomstrom noch kleiner, denn wir produzieren 110% unseres Bedarfs, der Rest geht in den Export. Wenn wir heute die Reaktoren Beznau 1 und 2 stilllegen würden, würden wir immer noch 101% unseres Bedarfs produzieren.
SVP Nationalrätin Magdalena Martullo Blocher: „Ohne Atomkraft rasselt die Schweiz in eine Stromlücke.
Dadurch würden wir auf den Stand eines Entwicklungslandes fallen, oder zurück ins Mittelalter.“

Grafik Fig. 3
Die Schweiz hat im Sommerhalbjahr 2020 netto 5,6 TWh, im Winterhalbjahr netto 0,5 TWh Strom exportiert. Natürlich importieren wir bisweilen viel Strom, aber weitgehend zu Handelszwecken, um Geld zu verdienen.
SVP Nationalrätin Magdalena Martullo Blocher: „Es fehlt uns sehr viel Strom, vorallem im Winter, wo die Solarzellen nichts produzieren. Man kann nicht mehr Strom importieren, und auch die Wasserkraft könnte die Stromlücke nicht füllen.“

Grafik Fig. 14
Seit einer Spitze im Jahr 2010 sinkt der Schweizer Landesverbrauch, in den letzten drei Jahren sogar recht deutlich. Trotz Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszuwachs.
SVP Nationalrat Christian Imark: „Wir verbrauchen jedes Jahr mehr Strom!“

Grafik Fig. 15
Der Pro-Kopf Stromverbrauch sank sogar noch stärker. Das Ziel der Energiestrategie 2050 von – 3% pro Kopf bis 2020 haben wir mit – 11,5% weit übertroffen.
SVP Nationalrat Christian Imark: „Sämtliche Ziele der Energiestrategie 2050 wurden deutlich verfehlt“.
Wenn man das vierfache Uebertreffen eines Ziel als „Ziel verfehlt“ bezeichnet, stimmt seine Aussage.