Der aktuelle Klimawandel ist menschengemacht, und die Reaktionszeit des Weltklimas ist extrem langsam.
Darum gibt es im IPCC-Bericht kein Szenario, in dem die Temperatur zurückgeht. Selbst wenn wir sofort kein CO2, Methan und Lachgas mehr emittieren würden, würde das Klima noch viele Jahrzehnte lang wärmer werden.
Es gibt zwei wichtige Bereiche, wo der Konsens nicht ganz vorhanden ist. Beide sind politisch beeinflusst.
1) Kann das Erwärmungsziel von nur plus 1,5 Grad noch erreicht werden?
Wissenschaftlich gesehen: Nein. In wenigen Jahren werden wir die weltweit 1,5 Grad erreicht haben.
Politisch gesehen: Wir müssen alles tun, um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen.
2) CO2 einfangen und speichern, Carbon Capture and Storage (CSS)
Wissenschaftlich und wirtschaftlich gesehen: Das kann nie funktionieren. Solange es 100 bis 300mal soviel Geld und Energie kostet, das CO2 wieder einzufangen und zu speichern, als es kostet, das CO2 einfach nicht zu emittieren, und durch erneuerbare Energie zu ersetzen, wird sich dieses CCS nie durchsetzen.
Forschung + Industrie: Wir hätten gerne ein paar Milliarden Fördergelder für CSS. Vielleicht funktioniert es irgend einmal in Zukunft.
Zurück zu den unbestrittenen Bereichen, den prognostizierten Temperaturen und Niederschlägen.
Grundlage sind zwei Karten, die die regionalen Veränderungen von Temperatur und Niederschlägen auf einer Weltkarte darstellen.
Da beim Szenario „Nichtstun“ die globale Durchschnitttemperatur bis 2100 um 4 bis 6 Grad steigt, nehme ich hier die Karten zum Szenario + 4 Grad. Denn Nichtstun ist die aktuelle globale Realität zum Klimawandel. 2020 waren die Klimagasemissionen so hoch wie noch nie.
Temperaturverteilung
Es fällt auf, wie stark sich die Landmassen aufheizen, und das Meer sich weniger erwärmt. Das ist aber einzig der Trägheit des Wasser geschuldet. Bis die rund 4 km dicken Ozeane aufgeheizt sind, dauert es einfach länger.
Auffallend ist der helle Fleck im Nordatlantik, der durch die Abschwächung des Golfstroms entsteht.
Der Golfstrom heizt Europa seit Jahrtausenden auf, darum haben wir nirgends auf der Welt so weit nördlich noch so viele Dörfer und Städte.
Durch die Versüssung des Meeres im Nordatlantik, durch die vielen Gigatonnen abschmelzenden Eises, wird der Golfstrom schon heute merklich abgebremst. In Zukunft wird er noch schwächer.
Womit Nord- und Mitteleuropa den Jackpot im Klimawandel erhält:
Mitten in der globalen Erwärmung dreht der Golfstrom bei uns seine Heizung hinunter. Darum erhitzen sich Nord- und Mitteleuropa in der Klimaerwärmung weniger als andere Landgebiete.
Was auf dieser Karte auch auffällt ist das komplette Auftauen der Arktis. Es wird nicht nur das Meereis verschwinden, auch die zwei Drittel der Fläche Russlands, die heute noch Permafrost haben, werden auftauen, und zusammen mit den Permafrostböden Kanadas nochmals halbsoviel Gigatonnen CO2 und Methan in die Atmosphäre abgeben, wie weltweit seit 1850 emittiert wurden. Das ist eine mächtige positive Rückkoppelung, die die Klimaerwärmung nochmals massivstens antreiben würde, in Richtung 6 bis 8 Grad globale Erwärmung bis 2150.
Wobei wir beim Thema Kippeffekte sind:
Bei 1,5 Grad globaler Erwärmung taut nicht der ganze russische Permafrost auf, und die halbsovielen Gigatonnen CO2 und Methan wie seit 1850 weltweit emittiert gehen nicht in die Atmosphäre.
Bei + 4 Grad aber schon.
Bei 1,5 Grad globaler Erwärmung taut nicht der gesamte grönländische Eisschild ab.
Bei +2 Grad aber schon, was den Meeresspeigel weltweit um 7 Meter anhebt.
Bei + 4 Grad schmilzt auch noch die Antarktis ab, der Meeresspiegel steigt um 63 Meter. Wir müssen aus der Schweiz nicht mehr zur Adria fahren, die Adria kommt zu uns! Zumindest bis in die Nähe von Mailand.
Innerhalb von Europa wird es zu massiven Umsiedlungen kommen. Flachgebiete wie die Niederlanden, Belgien, Norddeutschland, Dänemark etc. veschwinden. Die britischen Inseln werden tatsächlich zu hunderten kleinen Inselchen, die aus dem Meer rausschauen.
Niederschlagsverteilung
Der südliche Mittelmeerraum wird zusätzlich zur Erhitzung auch noch austrocknen. Wasser und Nahrungsmittel können kaum mehr lokal bereitgestellt werden, sondern müssen importiert werden, wie heute in den arabischen Golfstaaten.
Umgekehrt würden die heutigen Wüstengebiete in Pakistan, Arabien und in der Sahara deutlich mehr Regen erhalten als heute.
Die Sahara war zu Zeiten des Frühmenschen schon einmal grün. Falls die Niederschläge ausreichen, um die hohen Temperaturen auszugleichen, würde die Sahara wieder grün, oder zumindest zu einer wechselfeuchten Savanne.
In Brasilien hingegen wird der grösste Regenwald der Welt im Amazonasgebiet zur Savanne. Hier ist der lokale Effekt der Abholzungen allerdings wichtiger als die globale Erwärmung.
Generell nehmen in den meisten Gebieten die Niederschläge zu. Kein Wunder, denn mit 1 Grad Temperaturerwärmung kann die Luft rund 7% mehr Wasser aufnehmen, bei 4 Grad rund 28% mehr Wasser, das auch wieder ausregnen kann.
Das Hauptproblem dieser menschgemachten Klimaerwärmung bleibt das Tempo.
Noch nie, ausser bei vier katastrophalen Ereignissen der Erdgeschichte, hat sich das Klima so schnell verändert wie heute. Tiere, Pflanzen und die Menschen können sich nicht in einem derartigen Tempo anpassen.
Bei den Menschen wird der heutige Reichtum entscheidend sein, wie schnell sich eine Region an Wetterextreme und Nahrungsknappheit anpassen kann. Der Unterschied zwischen armen und reichen Regionen wird wahrscheinlich grösser. Die reichen Regionen können alles importieren, was bei ihnen ausfällt. Die Menschen der armen Regionen werden, noch mehr als heute, einfach verhungern, oder vorher zu uns flüchten. Oder beim Fluchtversuch sterben.
Bei uns wird sich die Herkunft der erfolgreichen Flüchtlinge verändern, wenn sie in ein paar Generationen aus den überschwemmten Gebieten von Grossbritannien, Niederlanden, Belgien und Norddeutschland kommen.