Jetzt amtlich: Beznau 1 + 2 sind nicht flugzeugabsturzsicher, nicht erdbebensicher, und durchgerostet

NWA bemängelt seit langem und wiederholt, dass der Reaktor Beznau 1 vier Ausserbetriebnahmekriterien erfüllt, und damit schon lange stillgelegt sein müsste:

1) Nicht erdbebensicher
2) Nicht flugzeugabsturzsicher
3) über den Grenzwert versprödeter Reaktordruckbehälter
4) Um 9,2 mm (von 30 mm) durchgerostetes Stahlcontainment


Foto: Auch in Fukushima hat die Sicherheitsbehörde jahrelang weggeschaut.

Zu Punkt 2 musste das ENSI nun endlich Stellung beziehen.
Selbstverständlich sind die alten Reaktoren Beznau 1 und 2 nicht flugzeugabsturzsicher.
Das sei aber in Ordnung, denn 1965, als der Beznau Reaktor 1 geplant wurde, war noch vor dem zivilen Düsenjetzeitalter.
Das ENSI argumentiert noch heute: Dass Beznau 1 und 2 nicht flugzeugabsturzsicher sind halten wir geheim, um die Terroristen nicht noch auf dumme Gedanken zu bringen!

Die Argumentation unserer Sicherheitsaufsichtbehörde ENSI ist haarsträubend!

Weil der Reaktor 1 die Anforderungen von 1965 einhält, macht es nichts, dass er es seither seit Jahrzehnten nicht mehr tut.
Es gibt wirklich keine wichtige Infrastruktur, und schon gar nicht keine gefährliche Infrastruktur in der Schweiz, die nicht die heutigen Sicherheitsanforderungen erfüllen muss.

Es soll mir doch einer ein einziges Beispiel bringen, wo eine Strassenbrücke, ein Flugzeug oder auch nur ein Auto betrieben werden darf, weil sie die Sicherheitsanforderungen von 1965 einhalten, aber die heutigen Anforderungen seit Jahrzehnten nicht mehr erfüllen.

Dass Beznau 1 und 2 die Sicherheitsvorgaben für ein 1’000-jährliches Erdeben nicht einhält, und das Stahlcontainment um 9,2 mm von 30 mm durchgerostet ist, hat der Bundesrat auf eine Interpellation von unserer Vizepräsidentin Florence Brenzikofer vor kurzem bestätigt.

Es ist eine äusserst unheimliche Situation, wo der Bundesrat und das ENSI unsere ärgsten Vorwürfe bestätigen…

… und Beznau 1 und 2 trotzdem ewig weiter betrieben werden dürfen.

Gemeinsames Interesse am Schutz sensibler Daten: Warum das ENSI zum terroristischen Flugzeugabsturz nur wenig sagen darf

Internationaler Klimabericht (IPCC) bestätigt Trend

Der aktuelle Klimawandel ist menschengemacht, und die Reaktionszeit des Weltklimas ist extrem langsam.
Darum gibt es im IPCC-Bericht kein Szenario, in dem die Temperatur zurückgeht. Selbst wenn wir sofort kein CO2, Methan und Lachgas mehr emittieren würden, würde das Klima noch viele Jahrzehnte lang wärmer werden.

Es gibt zwei wichtige Bereiche, wo der Konsens nicht ganz vorhanden ist. Beide sind politisch beeinflusst.

1) Kann das Erwärmungsziel von nur plus 1,5 Grad noch erreicht werden?
Wissenschaftlich gesehen: Nein. In wenigen Jahren werden wir die weltweit 1,5 Grad erreicht haben.
Politisch gesehen: Wir müssen alles tun, um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen.

2) CO2 einfangen und speichern, Carbon Capture and Storage (CSS)
Wissenschaftlich und wirtschaftlich gesehen: Das kann nie funktionieren. Solange es 100 bis 300mal soviel Geld und Energie kostet, das CO2 wieder einzufangen und zu speichern, als es kostet, das CO2 einfach nicht zu emittieren, und durch erneuerbare Energie zu ersetzen, wird sich dieses CCS nie durchsetzen.
Forschung + Industrie: Wir hätten gerne ein paar Milliarden Fördergelder für CSS. Vielleicht funktioniert es irgend einmal in Zukunft.

Zurück zu den unbestrittenen Bereichen, den prognostizierten Temperaturen und Niederschlägen.
Grundlage sind zwei Karten, die die regionalen Veränderungen von Temperatur und Niederschlägen auf einer Weltkarte darstellen.
Da beim Szenario „Nichtstun“ die globale Durchschnitttemperatur bis 2100 um 4 bis 6 Grad steigt, nehme ich hier die Karten zum Szenario + 4 Grad. Denn Nichtstun ist die aktuelle globale Realität zum Klimawandel. 2020 waren die Klimagasemissionen so hoch wie noch nie.

Temperaturverteilung

Es fällt auf, wie stark sich die Landmassen aufheizen, und das Meer sich weniger erwärmt. Das ist aber einzig der Trägheit des Wasser geschuldet. Bis die rund 4 km dicken Ozeane aufgeheizt sind, dauert es einfach länger.
Auffallend ist der helle Fleck im Nordatlantik, der durch die Abschwächung des Golfstroms entsteht.
Der Golfstrom heizt Europa seit Jahrtausenden auf, darum haben wir nirgends auf der Welt so weit nördlich noch so viele Dörfer und Städte.
Durch die Versüssung des Meeres im Nordatlantik, durch die vielen Gigatonnen abschmelzenden Eises, wird der Golfstrom schon heute merklich abgebremst. In Zukunft wird er noch schwächer.
Womit Nord- und Mitteleuropa den Jackpot im Klimawandel erhält:
Mitten in der globalen Erwärmung dreht der Golfstrom bei uns seine Heizung hinunter. Darum erhitzen sich Nord- und Mitteleuropa in der Klimaerwärmung weniger als andere Landgebiete.
Was auf dieser Karte auch auffällt ist das komplette Auftauen der Arktis. Es wird nicht nur das Meereis verschwinden, auch die zwei Drittel der Fläche Russlands, die heute noch Permafrost haben, werden auftauen, und zusammen mit den Permafrostböden Kanadas nochmals halbsoviel Gigatonnen CO2 und Methan in die Atmosphäre abgeben, wie weltweit seit 1850 emittiert wurden. Das ist eine mächtige positive Rückkoppelung, die die Klimaerwärmung nochmals massivstens antreiben würde, in Richtung 6 bis 8 Grad globale Erwärmung bis 2150.

Wobei wir beim Thema Kippeffekte sind:
Bei 1,5 Grad globaler Erwärmung taut nicht der ganze russische Permafrost auf, und die halbsovielen Gigatonnen CO2 und Methan wie seit 1850 weltweit emittiert gehen nicht in die Atmosphäre.
Bei + 4 Grad aber schon.
Bei 1,5 Grad globaler Erwärmung taut nicht der gesamte grönländische Eisschild ab.
Bei +2 Grad aber schon, was den Meeresspeigel weltweit um 7 Meter anhebt.
Bei + 4 Grad schmilzt auch noch die Antarktis ab, der Meeresspiegel steigt um 63 Meter. Wir müssen aus der Schweiz nicht mehr zur Adria fahren, die Adria kommt zu uns! Zumindest bis in die Nähe von Mailand.
Innerhalb von Europa wird es zu massiven Umsiedlungen kommen. Flachgebiete wie die Niederlanden, Belgien, Norddeutschland, Dänemark etc. veschwinden. Die britischen Inseln werden tatsächlich zu hunderten kleinen Inselchen, die aus dem Meer rausschauen.

Niederschlagsverteilung

Der südliche Mittelmeerraum wird zusätzlich zur Erhitzung auch noch austrocknen. Wasser und Nahrungsmittel können kaum mehr lokal bereitgestellt werden, sondern müssen importiert werden, wie heute in den arabischen Golfstaaten.
Umgekehrt würden die heutigen Wüstengebiete in Pakistan, Arabien und in der Sahara deutlich mehr Regen erhalten als heute.
Die Sahara war zu Zeiten des Frühmenschen schon einmal grün. Falls die Niederschläge ausreichen, um die hohen Temperaturen auszugleichen, würde die Sahara wieder grün, oder zumindest zu einer wechselfeuchten Savanne.
In Brasilien hingegen wird der grösste Regenwald der Welt im Amazonasgebiet zur Savanne. Hier ist der lokale Effekt der Abholzungen allerdings wichtiger als die globale Erwärmung.
Generell nehmen in den meisten Gebieten die Niederschläge zu. Kein Wunder, denn mit 1 Grad Temperaturerwärmung kann die Luft rund 7% mehr Wasser aufnehmen, bei 4 Grad rund 28% mehr Wasser, das auch wieder ausregnen kann.
Das Hauptproblem dieser menschgemachten Klimaerwärmung bleibt das Tempo.
Noch nie, ausser bei vier katastrophalen Ereignissen der Erdgeschichte, hat sich das Klima so schnell verändert wie heute. Tiere, Pflanzen und die Menschen können sich nicht in einem derartigen Tempo anpassen.
Bei den Menschen wird der heutige Reichtum entscheidend sein, wie schnell sich eine Region an Wetterextreme und Nahrungsknappheit anpassen kann. Der Unterschied zwischen armen und reichen Regionen wird wahrscheinlich grösser. Die reichen Regionen können alles importieren, was bei ihnen ausfällt. Die Menschen der armen Regionen werden, noch mehr als heute, einfach verhungern, oder vorher zu uns flüchten. Oder beim Fluchtversuch sterben.
Bei uns wird sich die Herkunft der erfolgreichen Flüchtlinge verändern, wenn sie in ein paar Generationen aus den überschwemmten Gebieten von Grossbritannien, Niederlanden, Belgien und Norddeutschland kommen.

Fakten gegen Gugus

Die SVP gibt sich fleissig Mühe, irgendwelche Gründe zusammenzukratzen, um den Weiterbetrieb unserer unrentablen Atomkraftwerke durch den Bund subventionieren zu lassen.

Gemäss dem Grundsatz „Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“, hier einige Fakten aus der Schweizerischen Elektrizitätsstatistik 2020.

Grafik Fig. 1
Wir müssen nur 32,9% Atomstrom ersetzen. Das heisst, zwei Drittel des Weges haben wir bereits geschafft. Genau genommen ist der Anteil Atomstrom noch kleiner, denn wir produzieren 110% unseres Bedarfs, der Rest geht in den Export. Wenn wir heute die Reaktoren Beznau 1 und 2 stilllegen würden, würden wir immer noch 101% unseres Bedarfs produzieren.
SVP Nationalrätin Magdalena Martullo Blocher: „Ohne Atomkraft rasselt die Schweiz in eine Stromlücke.
Dadurch würden wir auf den Stand eines Entwicklungslandes fallen, oder zurück ins Mittelalter.“

Grafik Fig. 3
Die Schweiz hat im Sommerhalbjahr 2020 netto 5,6 TWh, im Winterhalbjahr netto 0,5 TWh Strom exportiert. Natürlich importieren wir bisweilen viel Strom, aber weitgehend zu Handelszwecken, um Geld zu verdienen.
SVP Nationalrätin Magdalena Martullo Blocher: „Es fehlt uns sehr viel Strom, vorallem im Winter, wo die Solarzellen nichts produzieren. Man kann nicht mehr Strom importieren, und auch die Wasserkraft könnte die Stromlücke nicht füllen.“

Grafik Fig. 14
Seit einer Spitze im Jahr 2010 sinkt der Schweizer Landesverbrauch, in den letzten drei Jahren sogar recht deutlich. Trotz Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszuwachs.
SVP Nationalrat Christian Imark: „Wir verbrauchen jedes Jahr mehr Strom!“

Grafik Fig. 15
Der Pro-Kopf Stromverbrauch sank sogar noch stärker. Das Ziel der Energiestrategie 2050 von – 3% pro Kopf bis 2020 haben wir mit – 11,5% weit übertroffen.
SVP Nationalrat Christian Imark: „Sämtliche Ziele der Energiestrategie 2050 wurden deutlich verfehlt“.
Wenn man das vierfache Uebertreffen eines Ziel als „Ziel verfehlt“ bezeichnet, stimmt seine Aussage.

Insel Beznau: Hochwasser trifft auf Sand und Kies

Die Hochwasser der letzten Woche haben die Tatsache wieder in den Fokus gerückt, dass die Reaktoren Beznau 1 und 2 auf einer Insel mitten in der Aare gebaut wurden. Auf Schwemmland aus Sand und Kies.

Während beim AKW Mühleberg letzte Woche zum fünften mal seit Betriebsbeginn die Sandsäcke gestapelt werden mussten, um das Hochwasser der Aare abzuwehren, nimmt die Axpo in Beznau die Sache locker:
Es hebt, solangs hebt!

Die Kritik, dass es nicht schlau ist, ein Atomkraftwerk mitten in einen Fluss zu bauen, ist nicht neu. Schon 1964 wurde vom Wasserwirtschaftsverband davor gewarnt.

Eine Luftaufnahme der Baustelle des Atomkraftwerks Beznau, aufgenommen am 11. Juli 1967. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)

Die Ingenieurwissenschaften waren auch 1965 nicht blöd, aber sie gingen von falschen Annahmen aus.
Ein damals definiertes hundertjährliches Hochwasser hält Beznau aus. Wohl auch ein dreihundertjährliches.
Das Problem ist, dass wir heute in einer anderen Welt leben.

Nicht nur haben sich die Extremniederschläge durch die Klimaerwärmung, in der Schweiz bereits über 2 Grad, um rund 30% erhöht.
Wir haben zudem in den Alpen in den sechzig Jahren, seit Beznau geplant wurde, mehr als die Hälfte der gefrorenen Flächen verloren, also Gletscher, Firnschnee und Permafrostböden. Diese hatten den Abfluss vor 60 Jahren noch verlangsamt, heute sind sie nicht mehr da, und auf den nackten Felsflächen und Geröllhalden fliesst das Wasser ungebremst ab.

Zudem hatten wir gerade letzte Woche Tage mit langanhaltenden Niederschlägen mit einer Schneefallgrenze von 3’400 Metern, statt 2’800 Metern in einem Juli vor über 60 Jahren.

Wir haben also Niederschläge mit +30% Intensität, die gefrorenen Flächen um mehr als die Hälfte reduziert, und die Fläche mit flüssigem statt gefrorenem Niederschlag stark erhöht.
Daraus resultiert nicht ein leicht erhöhter Abfluss, sondern ein um gut 50% oder mehr erhöhter Abfluss, verursacht einzig durch den Klimawandel in den Alpen.

Das erklärt dann auch, dass wir in den Jahren 1999, 2005 und 2007 gleich drei hundertjährliche beziehungsweise je nach Gegend dreihundertjährliche Hochwasser hatten.
In 9 Jahren drei dreihundertjährliche Hochwasser zu haben sollte einem einen Hinweis geben, dass die alten Abflussmodelle nicht mehr ganz stimmen.

Das aktuelle Hochwasser ist nochmals ein Hinweis in diese Richtung. Trotz neuem Entlastungsstollen und neuem Regulierungsreglement gingen die Pegel des Thunersees, der Aare und des Bielersees deutlich über die höchste Gefahrenstufe 5 hinaus. Die Reuss bei Luzern auch. Die Limmat nach Zürich auch. Kurz vor Beznau fliessen die beiden Flüsse in die Aare.
Wie sich die starken Niederschläge ab dem nächsten Wochenende auswirken, kann heute noch nicht prognostiziert werden.

Wie erwähnt: Die Reaktoren Beznau 1 und 2 sind für die Schweizer Stromversorgung überflüssig. Sie sollten so schnell wie möglich stillgelegt werden, bevor sie die Aare runterschwimmen.