Autor: Jan Schudel
AKWs: FDP verlässt Weg der ökonomischen Vernunft
Die Delegiertenversammlung der FDP Schweiz hat am Samstag beschlossen, dass sie das Neubauverbot für AKWs kippen will. NWA Schweiz ist wild entschlossen, ein allfälliges Referendum mit zu ergreifen und zu gewinnen. Zudem fordern wir eine sofortige Schliessung des gemeingefährlichen AKWs Beznau.
Die FDP-Delegiertenversammlung hat ein Strategiepapier beschlossen, das das Neubauverbot von AKWs kippen will. Die einst liberale Partei will weiter Atommüll produzieren, der hunderttausende von Jahren strahlt. Sie will die rechtlichen Voraussetzungen schaffen für neue Atomkraftwerke, die auf dem Markt überhaupt nicht verfügbar sind.
Die Schweizer Stimmbevölkerung hat 2017 die Energiestrategie 2050 mit deutlicher Mehrheit angenommen, mit einem Neubauverbot für AKWs und einem klaren Statement für einen Ausbau der erneuerbaren Energien, von Wasser über Wind bis hin zur Photovoltaik. Die Entscheidung der FDP, nun wieder eine AKW-Neubau-Erlaubnis ins Gesetz zu schreiben, steht diesem Volkswillen diametral entgegen.
Zum ökonomischen Unsinn von AKWs drei Hinweise:
- Die potentielle Schadenssumme eines Super-GAUs liegt laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz bei über 4’000 Milliarden Franken. Die Haftpflichtversicherungssumme der Schweizer AKW-Betreiber ist aber auf 1,8 Milliarden Franken beschränkt, d.h. auf 0,05 Prozent der effektiv zu erwartenden Schadenssumme.
- Deutsche Aktionäre haben 1999 ihre 5-%-Beteiligung am AKW Leibstadt verkauft. Sie mussten 120 Millionen DM (ca. 60 Millionen Euro) zahlen, damit ihnen jemand diese Verlustquelle abgenommen hat. Deutlichere Zeichen, wie unrentabel Atomkraft ist, kann der Finanzmarkt nicht aussenden.
- Seit 50 Jahren wird an so genannten Thorium-Reaktoren, der so genannten vierten Generation von Reaktoren geforscht. Weiterhin gibt es aber keine Projekte dazu, die Marktreife erreicht haben. Solche sind auch erst in 20, 30 Jahren zu erwarten. Neue erneuerbare Energien wie Solar, Wind oder Biomasse sind dagegen bereits jetzt verfügbar.
NWA Schweiz ist empört und enttäuscht über diese Entscheidung. Ein allfälliges Referendum gegen eine solche Gesetzesänderung würde NWA Schweiz mit allen verfügbaren Ressourcen an Arbeitskraft und Finanzen unterstützen. NWA begrüsst daher explizit die von den Grünen Schweiz lancierte Referendumsdrohung und unterstützt diese.
Atomkraftwerke bergen enorme Risiken für die Bevölkerung. Das über 50 Jahre alte AKW Beznau rostet vor sich hin, ist nicht hinreichend gegen Hochwasser oder Erdbeben abgesichert und wird durch die Alterung des Materials zunehmend gefährlicher. Deshalb fordert NWA Schweiz, das AKW Beznau sofort und die AKWs Leibstadt und Gösgen bis spätestens 2029 abzuschalten.
Das AKW Beznau sollte sofort abgeschaltet werden, zum Schutz der Bevölkerung.
NWA doppelt in Streitgesprächen auf SRF
Am Freitag, 11. Februar, wird NWA Schweiz gleich doppelt zur aktuellen AKW-Diskussion Stellung nehmen. Einmal um 17.30 Uhr unser Präsident, der Aargauer Grossrat Andreas Fischer im SRF Regionaljournal Aargau/Solothurn und einmal um 22.25 Uhr unsere Vizepräsidentin, die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer in der Sendung „Arena“ auf Fernsehen SRF 1.
Wer sich mit uns gegen neue AKWs engagieren will, kann hier Mitglied werden.
Absurde KraftWerk-Diskussion
Andreas Fischer, Präsident NWA Schweiz, Grossrat Grüne AG
Um die Stromversorgung zu sichern, will die Parteispitze der FDP das Neubauverbot für Atomkraftwerke kippen. Wie absurd dieser Vorstoss ist zeigen drei Stichworte:
- dauert zu lange (siehe aktuelle Neubauprojekte in Frankreich und Finnland)
- ist zu teuer (sagt selbst Axpo-CEO Christoph Brand) und
- das Endlagerproblem für den Müll ist immer noch ungelöst (nicht bei uns, sagen alle)
Atomstrom ist zudem auch nicht CO2-neutral, man denke nur an die Unmengen Beton und Stahl für den Bau eines AKW und die Emissionen, die beim Abbau und der Aufbereitung von Uran entstehen. Warum also diese sinnfreie Forderung oder will der Freisinn im Ernst eine Stromproduktion mit staatlich garantiertem Abnahmepreis verlangen? Ich werde den Verdacht nicht los, dass die FDP vor allem ihre Klientel schützen will, indem sie die (endlich und langsam) anlaufende Energiewende torpediert. Denn eine dezentrale Energieproduktion ist für die Strom- und Grosskonzerne wenig lukrativ, da vor allem die Erzeugerinnen und Erzeuger sowie lokale KMU profitieren.
AKW Beznau liesse sich leicht ersetzen
Erstaunlich finde ich zudem, dass in der aktuellen Diskussion nirgends die Worte Suffizienz und Effizienz auftauchen. 1988 stand in Bern ein Mann von der Sorte Schlauer Volks-Politiker am Herd und kochte Eier. Dabei – Achtung revolutionär – setzte er einen Deckel auf die Pfanne. Bundesrat Adolf Ogi erkannte schon damals, dass das beste Kraftwerk jenes ist, das gar nicht erst gebaut werden muss. Zahlreiche Studien zeigen, dass durch Ausschöpfung von vorhandenem Sparpotenzial (isolierte Gebäude, effiziente Geräte, Vermeidung von Standby-Verlusten etc.) die AKW Beznau I und II überflüssig wären.
So schaffen wir eine erneuerbare Stromversorgung auch im Winter
Warum wird das nicht mehr beworben? Ach ja, daran profitieren keine Strom- und Grosskonzerne höchstens die sparsame Bevölkerung und lokale KMU (Gipsereien, Elektrofachgeschäfte etc.). Also anstatt irgendwelchen Luftschlössern nachzuträumen, krempeln wir besser eigenverantwortlich die Ärmel hoch: Steigern wir unsere Energieeffizienz, verzichten wir auf unnötige Stromverschwendung und investieren wir in Photovoltaikanlagen und Speicher in unserer Nähe. Dann klappt das auch mit der Stromversorgung im Winter – auch das ist durch zahlreiche Studien belegt.