Die Hochwasser der letzten Woche haben die Tatsache wieder in den Fokus gerückt, dass die Reaktoren Beznau 1 und 2 auf einer Insel mitten in der Aare gebaut wurden. Auf Schwemmland aus Sand und Kies.
Während beim AKW Mühleberg letzte Woche zum fünften mal seit Betriebsbeginn die Sandsäcke gestapelt werden mussten, um das Hochwasser der Aare abzuwehren, nimmt die Axpo in Beznau die Sache locker:
Es hebt, solangs hebt!
Die Kritik, dass es nicht schlau ist, ein Atomkraftwerk mitten in einen Fluss zu bauen, ist nicht neu. Schon 1964 wurde vom Wasserwirtschaftsverband davor gewarnt.
Die Ingenieurwissenschaften waren auch 1965 nicht blöd, aber sie gingen von falschen Annahmen aus.
Ein damals definiertes hundertjährliches Hochwasser hält Beznau aus. Wohl auch ein dreihundertjährliches.
Das Problem ist, dass wir heute in einer anderen Welt leben.
Nicht nur haben sich die Extremniederschläge durch die Klimaerwärmung, in der Schweiz bereits über 2 Grad, um rund 30% erhöht.
Wir haben zudem in den Alpen in den sechzig Jahren, seit Beznau geplant wurde, mehr als die Hälfte der gefrorenen Flächen verloren, also Gletscher, Firnschnee und Permafrostböden. Diese hatten den Abfluss vor 60 Jahren noch verlangsamt, heute sind sie nicht mehr da, und auf den nackten Felsflächen und Geröllhalden fliesst das Wasser ungebremst ab.
Zudem hatten wir gerade letzte Woche Tage mit langanhaltenden Niederschlägen mit einer Schneefallgrenze von 3’400 Metern, statt 2’800 Metern in einem Juli vor über 60 Jahren.
Wir haben also Niederschläge mit +30% Intensität, die gefrorenen Flächen um mehr als die Hälfte reduziert, und die Fläche mit flüssigem statt gefrorenem Niederschlag stark erhöht.
Daraus resultiert nicht ein leicht erhöhter Abfluss, sondern ein um gut 50% oder mehr erhöhter Abfluss, verursacht einzig durch den Klimawandel in den Alpen.
Das erklärt dann auch, dass wir in den Jahren 1999, 2005 und 2007 gleich drei hundertjährliche beziehungsweise je nach Gegend dreihundertjährliche Hochwasser hatten.
In 9 Jahren drei dreihundertjährliche Hochwasser zu haben sollte einem einen Hinweis geben, dass die alten Abflussmodelle nicht mehr ganz stimmen.
Das aktuelle Hochwasser ist nochmals ein Hinweis in diese Richtung. Trotz neuem Entlastungsstollen und neuem Regulierungsreglement gingen die Pegel des Thunersees, der Aare und des Bielersees deutlich über die höchste Gefahrenstufe 5 hinaus. Die Reuss bei Luzern auch. Die Limmat nach Zürich auch. Kurz vor Beznau fliessen die beiden Flüsse in die Aare.
Wie sich die starken Niederschläge ab dem nächsten Wochenende auswirken, kann heute noch nicht prognostiziert werden.
Wie erwähnt: Die Reaktoren Beznau 1 und 2 sind für die Schweizer Stromversorgung überflüssig. Sie sollten so schnell wie möglich stillgelegt werden, bevor sie die Aare runterschwimmen.