NWA fordert externe Sicherheitsüberprüfung des Reaktors Beznau 1

Heute wurden wieder Mängel zum Reaktor Beznau 1 bekannt, dem ältesten zivilen Kernreaktor der Welt, der noch in Betrieb steht. 1969 bis 1992 fehlte ein Notstrom­diesel, der von 1992 bis 2017 wegen einem Softwarefehler abgeschaltet worden wäre, wenn es ihn gebraucht hätte. Erst im Dezember 2020 wurden die fehlenden Schockabsorber bemerkt. Der Unterhalt des Reaktors durch die Axpo, und die Aufsicht durch das eigenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI, lassen zu Wünschen übrig.

 

Anfang Dezember 2020 musste das AKW Beznau vom Netz, weil festgestellt wurde, dass bei den zwei Notstromdieseln die Schockabsorber fehlten. Schockabsorber sind wichtig, um Schwingungen durch ein Erbeben abzufangen, aber auch Schwingungen des Motors selber, der vielleicht nicht rund läuft, sondern vibriert, aus Altersschwäche oder nachdem er bei einem vorherigen Erdbeben beschädigt wurde. Die Schockabsorber wurden in den folgenden Wochen nachgerüstet, danach ging das AKW wieder ans Netz.
Nun stellt sich heraus: Die Schockabsorber fehlen schon seit 1992, seit der Lieferung und Montage der Notstromdiesel. Weder die NOK, noch die Axpo, noch das Ensi haben das je bemerkt, bis letzten Dezember.

Wir halten also fest:
Beznau 1 lief von 1969 bis 1992 ganz ohne Notstromdiesel, weil davon ausgegangen wurde, dass nach einem GAU oder einem schweren Erdbeben das Stromnetz ganz normal funktionieren würde. Das war ein Hochseilakt ohne Netz.

Von 1992 bis Ende 2020 standen zwei Notstromdiesel dort. Einfach ohne Schockabsorber, die während und nach einem Erdbeben schmerzlich vermisst worden wären, und zu einem Ausfall der Notstromdiesel, und damit zu einem Ausfall der Reaktorkühlung geführt hätten, was zur Kernschmelze und einem GAU geführt hätte.

Aber dank einem erst 2017 entdeckten Softwarefehler wären die Notstromdiesel genau dann abgeschaltet worden, wenn sie für die Kühlung des Kernreaktors gebraucht worden wären.
Die Logik des Programms war: Nach einem Unfall schaltet man alles aus, was man nicht mehr braucht. Nach einem Unfall wären die Notstromdiesel für die Notkühlung aber genau das, was man am dringendsten braucht.

In Beznau gab es einzig deshalb nie einen GAU, weil es nie ein Erdbeben, nie eine Überschwemmung und nie einen Flugzeugabsturz gab. Denn in all den genannten Fällen hätten die Schutzmassnahmen versagt, und ein atomarer Unfall wäre unkontrollierbar geworden.

NWA fordert eine umfassende Überprüfung der Sicherheit des Reaktors Beznau 1 durch eine externe, vom ENSI unabhängige Stelle, wie beim EU-Stresstest 2012.

NWA fordert schon seit langem die umgehende Stilllegung des Reaktors Beznau 1, der für die Schweizer Stromversorgung überflüssig ist.
Die Schweiz hat 2020, nach der Stilllegung von Mühleberg, netto doppelt soviel Strom ins Ausland exportiert (5’204 GWh), wie Beznau 1 im Zehnjahresschnitt pro Jahr produziert (2’676 GWh).