Insel Beznau: Hochwasser trifft auf Sand und Kies

Die Hochwasser der letzten Woche haben die Tatsache wieder in den Fokus gerückt, dass die Reaktoren Beznau 1 und 2 auf einer Insel mitten in der Aare gebaut wurden. Auf Schwemmland aus Sand und Kies.

Während beim AKW Mühleberg letzte Woche zum fünften mal seit Betriebsbeginn die Sandsäcke gestapelt werden mussten, um das Hochwasser der Aare abzuwehren, nimmt die Axpo in Beznau die Sache locker:
Es hebt, solangs hebt!

Die Kritik, dass es nicht schlau ist, ein Atomkraftwerk mitten in einen Fluss zu bauen, ist nicht neu. Schon 1964 wurde vom Wasserwirtschaftsverband davor gewarnt.

Eine Luftaufnahme der Baustelle des Atomkraftwerks Beznau, aufgenommen am 11. Juli 1967. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)

Die Ingenieurwissenschaften waren auch 1965 nicht blöd, aber sie gingen von falschen Annahmen aus.
Ein damals definiertes hundertjährliches Hochwasser hält Beznau aus. Wohl auch ein dreihundertjährliches.
Das Problem ist, dass wir heute in einer anderen Welt leben.

Nicht nur haben sich die Extremniederschläge durch die Klimaerwärmung, in der Schweiz bereits über 2 Grad, um rund 30% erhöht.
Wir haben zudem in den Alpen in den sechzig Jahren, seit Beznau geplant wurde, mehr als die Hälfte der gefrorenen Flächen verloren, also Gletscher, Firnschnee und Permafrostböden. Diese hatten den Abfluss vor 60 Jahren noch verlangsamt, heute sind sie nicht mehr da, und auf den nackten Felsflächen und Geröllhalden fliesst das Wasser ungebremst ab.

Zudem hatten wir gerade letzte Woche Tage mit langanhaltenden Niederschlägen mit einer Schneefallgrenze von 3’400 Metern, statt 2’800 Metern in einem Juli vor über 60 Jahren.

Wir haben also Niederschläge mit +30% Intensität, die gefrorenen Flächen um mehr als die Hälfte reduziert, und die Fläche mit flüssigem statt gefrorenem Niederschlag stark erhöht.
Daraus resultiert nicht ein leicht erhöhter Abfluss, sondern ein um gut 50% oder mehr erhöhter Abfluss, verursacht einzig durch den Klimawandel in den Alpen.

Das erklärt dann auch, dass wir in den Jahren 1999, 2005 und 2007 gleich drei hundertjährliche beziehungsweise je nach Gegend dreihundertjährliche Hochwasser hatten.
In 9 Jahren drei dreihundertjährliche Hochwasser zu haben sollte einem einen Hinweis geben, dass die alten Abflussmodelle nicht mehr ganz stimmen.

Das aktuelle Hochwasser ist nochmals ein Hinweis in diese Richtung. Trotz neuem Entlastungsstollen und neuem Regulierungsreglement gingen die Pegel des Thunersees, der Aare und des Bielersees deutlich über die höchste Gefahrenstufe 5 hinaus. Die Reuss bei Luzern auch. Die Limmat nach Zürich auch. Kurz vor Beznau fliessen die beiden Flüsse in die Aare.
Wie sich die starken Niederschläge ab dem nächsten Wochenende auswirken, kann heute noch nicht prognostiziert werden.

Wie erwähnt: Die Reaktoren Beznau 1 und 2 sind für die Schweizer Stromversorgung überflüssig. Sie sollten so schnell wie möglich stillgelegt werden, bevor sie die Aare runterschwimmen.

Beznau 1 und 2 sind überflüssig!

Zur Zeit prüft das ENSI den „Sicherheitsnachweis“ der Axpo für die Reaktoren Beznau 1 und 2.
Die Axpo hofft, vom ENSI nicht allzu viele Sicherheitsmassnahmen aufgebrummt zu erhalten, weil sich dann der Weiterbetrieb der beiden uralten Reaktoren endgültig nicht mehr rentieren würde.


Foto: Wie schön wäre die Insel Beznau ohne die zwei Atomreaktoren!

Würden unserer Stromversorgung die Reaktoren Beznau 1 und 2 fehlen?

Unser Stromverbrauch hat sich seit 2010 stabilisiert, 2018 und 2019 und 2020 sank er. Der Pro Kopf Verbrauch sank seit 2000 um 11,5%. Wir haben 2020 sowohl im Sommerhalbjahr, als auch im Winterhalbjahr mehr Strom exportiert, als importiert. Natürlich gibts nach wie vor Stunden, wo viel billiger Strom importiert wird, wenn europäischer Ueberschuss herrscht.

Der Ausbau auf 100% erneuerbare Stromproduktion ist gar nicht so gross. Wir stehen heute schon auf 62,4% erneuerbarer Produktion, zwei Drittel des Weges sind erreicht.

Die saisonalen Speicher in unseren bestehenden oder bald gebauten Stauseen sind mehr als gross genug, um Schwankungen in der Produktion von Solarstrom und Windstrom aufzufangen.

Unser Stromnetz ist heute schon überdimensioniert. Es würden also keine Ausbauten nötig, ausser der Behebung der bekannten Engpässe. Nur lokal, auf der Netzebene 5, muss manchmal für eine grosse Solar- oder Windenergieanlage das Netz verstärkt werden, aber das wird heute schon gemacht, und ist heute schon finanziert.

Wir haben einen Selbstversorgungsgrad von 110% bei der Stromproduktion. Bei den Lebensmitteln stehen wir auf 54%, bei Oel und Benzin auf 0%. Trotzdem sind wir noch nicht verhungert, und alle unsere fossilen Fahrzeuge fahren.

Würden heute die beiden Schrottreaktoren Beznau 1 und 2 stillgelegt, würden 5,55 TWh Jahresproduktion fehlen.
Das ist weniger, als unser Strom-Exportüberschuss im Jahr 2020 mit 6,3 TWh.

Wenn die Reaktoren Beznau 1 und 2 heute stillgelegt würden, fiele unser Selbstversorgungsgrad von 110% auf 101%.
Unsere Sicherheit vor einem GAU würde aber um 100% steigen!

Es spricht wirklich alles für eine baldige Stilllegung der Atomreaktoren Beznau 1 und 2!

Ein paar Fakten zum Strom

Also ehrlich: Wer macht denn eine Kampagne gegen die Stärken unseres Landes?
Klar: Die SVP!

SVP: Die Versorgungssicherheit bei der Stromversorgung ist gefährdet!
Fakt: Wir sind Weltmeister in Sachen Versorungssicherheit mit Strom. Kein zweites Land dieser Erde hat eine so zuverlässige Stromversorgung wie wir. Daran wird sich auch nichts ändern. Die Wasserkraftwerke unseres Landes können zu jeder Viertelstunde des Jahres 100% der Landesversorgung decken, wenn nötig.

SVP: Im Winter droht uns der Blackout! Und ohne AKW noch mehr!
Fakt: 2019 wurde das AKW Mühleberg stillgelegt. Richtig, das war das AKW, von dem es in der Abstimmung von 2014 hiess, ohne AKW Mühleberg drohe im Winter der Blackout. Mühleberg läuft nicht mehr, und der Blackout kam nicht.
2020 haben wir im Winterhalbjahr 0,8 TWh Strom importiert, und im Sommerhalbjahr 6,4 TWh Strom exportiert.
Und das alles ohne das AKW Mühleberg!

SVP: Wir haben zuwenig Strom! Das CO2-Gesetz macht alles noch schlimmer, wir werden vom Ausland abhängig!
Fakt: Wir haben beim Strom einen Selbstversorgungsgrad von 110%.
Bei unseren Lebensmitteln haben wir einen Selbstversorgungsgrad von 54%.
Bei der fossilen Energie haben wir einen Selbstversorgungsgrad von 0%.

Gegenfrage: Woher kommt das Oel? Das Gas? Das Uran? Nicht aus der Schweiz, sondern aus dem Ausland!
Und zwar zu 100%!


Quelle: Getty Images/Anton Petrus

SVP: Wir verbrauchen jedes Jahr mehr Strom! Die viel zu hohen Ziele des CO2-Gesetzes können unmöglich erreicht werden, wie bei der Energiestrategie 2050!
Fakt: Der Stromverbrauch in der Schweiz sinkt jedes Jahr, 2018 um 1,4%, 2019 um 0,8 %, 2020 um 2,6 %.
Die Energiestrategie 2050 wollte ab dem Referenzjahr 2000 bis 2020 3% weniger Stromverbrauch pro Kopf, bis 2035 13% weniger.
Von 2000 (7‘290 kWh) bis 2020 (6’451 kWh) ist dieser Verbrauch um 11,5 % zurückgegangen.
Das Ziel war – 3%, erreicht wurden – 11,5%, was fast dem Ziel für 2035 entspricht.

Darum keine Angst: Keine der fantasievollen Drohungen der SVP wird eintreffen.

Mit einem JA zum CO2-Gesetz sichern wir die Zukunft unseres Landes.
Es bringt weniger Abhängigkeit vom Ausland, mehr einheimische Energie und einheimische Arbeitsplätze.

Frieden fördern mit einem Ja zum CO2-Gesetz

In Konflikten und Kriegen geht es häufig um den freien Ressourcenzugang.
Früher waren Sklaven des Wertvollste, was man sich aneignen konnte. Seit der industriellen Revolution, wo die Maschinen uns die Arbeit abnahmen, ist es fossile Energie.
In den letzten hundert Jahren gab es dutzende Konflikte und Kriege um Kohle, Öl und Gas. Bis zum zweiten Weltkrieg waren es vorallem die europäischen Kolonialmächte, die diese Kriege begannen. Danach waren es in erster Linie die USA.
Seit sich die USA etwas beruhigt haben, und selbst zum grössten Ölproduzenten der Welt aufgestiegen sind, und seit Putins Machtübernahme sind die Russen führend im militärischen Herumräubern, sei es in Tschetschenien, Georgien, Syrien, der Ukraine oder Weissrussland, dessen Militärdiktator sich als Flugzeugentführer verewigt hat.


Aber auch die arabischen Staaten wollen die mit Ölgeld gekauften Waffen einsetzen, sei es gegen das eigene Volk, oder in Stellvertreterkriegen, wie in Jemen, wo der blutigste, verlustreichste Krieg unserer Zeit wütet, und 80% der Bevölkerung hungert.
Wir in der Schweiz zahlen jedes Jahr 8 Milliarden Franken an die Diktatoren in Russland, Nordafrika und arabischen Ländern.
Mit unserem Geld werden Kriege geführt und Menschen unterdrückt.
Unserem automatischen „Da können wir halt nichts machen“ möchte ich ein überzeugtes „Doch, wir können etwas dagegen unternehmen!“
Wir müssen uns, schneller als bisher, von der Versklavung durch die fossile Energie befreien, und unser Geld in einheimische Energie, einheimische Technik und einheimische Arbeitsplätze stecken.
Mit den 8 Milliarden Franken, die wir mit unseren Öl- und Gaskäufen jedes Jahr an die Diktatoren der Welt verteilen, können wir in der Schweiz einen viermal schneller Umbau unserer Energieversorgung in Richtung erneuerbar und einheimisch hinkriegen.
Damit den Kriegstreibern das wichtigste Schmiermittel für ihre Kriege ausgeht: Geld.
Unser Geld.
Mit einem überzeugten Ja zum CO2-Gesetz machen wir einen Schritt in diese Richtung.
Klar, damit stoppen wir weder den Klimawandel, noch alle Kriege auf der Welt.
Aber bei unseren Abstimmungen ging es noch nie darum, Gesetze oder Regeln für die Welt aufzustellen. Wir sind und waren immer nur für die Schweiz zuständig.
In dieser Veranwortung für die Schweiz können und müssen wir unseren Beitrag leisten, damit sich das Klima langsamer erwärmt, die Luftverschmutzung und die Lärmbelastung abnimmt, und die Welt friedlicher wird.